Impfpass, Impfausweis, Impfung, Coronavirus, Impfzentrum, © Christopher Neundorf - dpa

Freiburger Impfzentrum stellt in Kürze dauerhaft seinen Betrieb ein

Innerhalb von neun Monaten haben die Mediziner dort fast eine halbe Million Menschen gegen Corona geimpft

Nach rund neun Monaten im Dauerbetrieb stellt das Zentrale Impfzentrum auf dem Freiburger Messegelände am kommenden Wochenende seine Arbeit ein. Noch bis zum Freitagabend (17.09.2021) haben Impfwillige dort die Gelegenheit, sich ohne Termin gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Danach sollen die Hausärzte, Betriebsärzte am Arbeitsplatz oder mobilen Impfteams diese Aufgabe übernehmen.

Das haben Impfzentrumsbetreiber Daniel Strowitzki von der FWTM, Oberbürgermeister Martin Horn, Uniklinik-Vorstandschef Frederik Wenz und der Ärztliche Leiter des Impfzentrums Thorsten Hammer bei einem Abschlussgespräch am Montag (13.09.2021) angekündigt.

Sie hoffen, bis zum endgültigen Ende der Anlaufstelle am Freitagabend noch die Halbe-Million-Marke zu knacken - vor allem weil sich hinter jeder noch so abstrakten Zahl am Ende auch die Gesundheit eines Menschen verbirgt, der durch die Impfung nach wissenschaftlichem Stand im Schnitt zuverlässig vor einer schweren oder gar tödlichen Erkrankung geschützt wird.

Nur eine einzige Stadt kann in Baden-Württemberg eine bessere Impfquote vorweisen

In den vergangenen Monaten haben die Mediziner am Impfzentrum mehr als 490.000 Menschen eine Erst- und Zweitimpfung gegen das Coronavirus verabreicht. Freiburg steht außerdem mit einer Impfquote knapp zwei Dritteln seiner Bürger (65,3 Prozent) in Sachen Impffortschritt auf einem landesweiten Platz Zwei hinter Baden-Baden.

Martin Horn (Oberbürgermeister Freiburg): "Es war ein Sprung ins kalte Wasser, aber das Impfzentrum war eine Erfolgsgeschichte!"

Im Kampf gegen die Pandemie habe sich die Arbeit des Zentrums dabei aus Sicht der Verantwortlichen als zentraler Baustein für die Eindämmung und Bekämpfung der Pandemie entwickelt. Rund 1.200 Mitarbeiter waren dabei im Einsatz.

Hinzu kamen Sonderimpfaktionen wie der Impf-Linienbus am Freiburger Stadttheater oder die Kooperationen mit Organisationen und Vereinen aus der Region wie dem SC Freiburg.

Das Impfzentrum konnte während der ganzen Monate kaum unter Volllast arbeiten

Rathauschef Horn betont dabei, dass die Pandemie nach wie vor nicht zu Ende sei und auch die Impfquote - gerade im Vergleich mit dem Nachbarland Frankreich - noch immer höher sein könnte. Das Zentrale Impfzentrum ist demnach während seines gesamten Betriebs nur selten unter Volllast gelaufen.

Ursprünglich war das Zentrum vom Land auf rund 1.500 Impfungen am Tag ausgelegt, zu Höchstzeiten waren es in der Praxis aber bis zu 3.600 Menschen, die dort eine Immunisierung erhalten haben. Theoretisch wären sogar noch mehr möglich gewesen.

Doch bekannterweise stand zu Beginn der Impfkampagne dafür  viel zu wenig Impfstoff zur Verfügung und am Ende hatte die Nachfrage unter den noch Ungeimpften deutlich nachgelassen.

Dringender Impfaufruf vor der vierten Corona-Welle jetzt im Herbst

An alle Unentschlossenen richten Wenz und Horn dabei einen deutlichen Appell: Nicht nur in Freiburg, sondern beispielsweise auch in der italienischen Partnerstadt Padua sind es vor allen Dingen die ungeimpften Menschen, die am Ende mit einem schweren Krankheitsverlauf auf den Intensivstationen landen.

Und auch bei den Neuansteckungen würden die aktuellen Zahlen klar zeigen, dass sich grundsätzlich zwar auch Menschen mit vollständigem Impfschutz infizieren können, vor allem aber wieder die ohne am allermeisten betroffen seien.

Prof. Dr. Dr. Frederik Wenz (Vorstandsvorsitzender Uniklinik Freiburg): "Menschen, die sich in der Situation nicht impfen lassen, spielen mit ihrer eigenen Gesundheit"

Daher rufen beide nun erneut zur Impfung auf, nicht nur um das eigene Krankheitsrisiko zu minimieren, sondern auch um das eigene Umfeld zu schützen.

Auch nach der Schließung des Impfzentrums wollen die Verantwortlichen von Stadt, FWTM, Uniklinik und Gesundheitsbehörden grundsätzlich weitere Impfaktionen vor Ort bei den Menschen anbieten - auch, weil der Impfschutz in der Gesellschaft noch immer nicht ausreicht, um in der anlaufenden vierten Pandemiewelle mit einer Herdenimmunität durch Herbst und Winter zu kommen.

Momentan würden die Neuansteckungen und Klinikeinlieferungen wegen Corona schon wieder langsam, aber spürbar ansteigen. Der Leitende Ärztliche Direktor des Universitätsklinikums geht aber davon aus, dass die Lage wegen der erfolgten Impfungen bei weiten Teilen der Bevölkerung in der Region nicht mehr zu einer massiven Überlastung der Intensivstationen führen wird.

Freiburg konnte gleich an mehreren Stellen in der Pandemie hervorstechen

Dass Freiburg am Ende bei der Impfquote im landesweiten Vergleich so gut abschneidet, ist aus Sicht von Horn nicht die einzige Errungenschaft während der harten letzten Monate. Er verweist darauf, wie schwer die Entscheidung damals gefallen war, während der ersten Welle als bundesweit erste Stadt Ausgangsbeschränkungen zu erlassen.

Am Ende sind aber viele weitere Großstädte und im Anschluss auch Bund und Länder nachgezogen. Ein weiterer Punkt, der für Freiburgs Sonderrolle steht, sollen die flächendeckenden Lolli-Pool-Tests an den Schulen und Kitas sein.

Hier hatte Freiburg ein Testverfahren aus Köln weiterentwickelt und mit Hilfe eines IT-Anbieters digitalisiert. Inzwischen sind die gruppenweisen PCR-Tests zum Lutschen nach diesem Vorbild auch in anderen Bundesländern oft Standard, so etwa in Nordrhein-Westfalen und Bayern.

Innerhalb von 1-2 Wochen wäre Impfzentrum im Fall der Fälle wieder einsatzbereit

In den Freiburger Messehallen sollen nun in Kürze schon wieder die Aufbauarbeiten für das reguläre Messegeschäft starten. Wo heute noch ärztlich beraten und gespritzt wird, sollen dann ab dem 24. September Autos bei der Südbadischen Gebrauchtwagen-Verkaufsschau angeboten werden. Und am darauffolgenden Wochenende steht auch schon die "caravan live"-Messe in den Startlöchern.

Eine Rückkehr zum massenhaften Impfbetrieb ist dann auf dem Messegelände nicht mehr vorgesehen. Sollte sich das entgegen aller Vorhersagen in der Pandemie wieder ändern, wäre das Impfzentrum mit den gesammelten Erfahrungen der letzten Monate theoretisch spätestens innerhalb von 14 Tagen oder früher wieder betriebsbereit, sagen Strowitzki und Hammer.

Auch die anderen Impfzentren im Land stellen nach und nach ihren Betrieb ein

Freiburg ist übrigens nicht das einzige Impfzentrum, das nun nach monatelanger Akkordarbeit seine Arbeit einstellen wird. Die Landesregierung hatte angekündigt, nach und nach bis zum Monatsende die meisten anderen Standorte nachziehen zu lassen.

So schließt etwa auch das Kreisimpfzentrum in Lörrach zum 30. September seine Pforten. Wer dort bis dahin nur eine Erst-, aber noch keine Zweitimpfung erhalten hatte, der sollte sich frühzeitig dafür mit seinem Hausarzt in Verbindung setzen, rät das zuständige Landratsamt.

Auch im Kreis Lörrach sollen in Kürze weitere Termin für so genannte Pop-Up-Impfungen in den einzelnen Stadtteilen bekannt gegeben werden.

(fw)