Freiburg will Breitband-Ausbau am Tuniberg vorantreiben

"Bisher ist das Surfen im Netz bei uns katastrophal!"

Langsames Internet gehört in den Freiburger Tuniberggemeinden Opfingen, Waltershofen und Munzingen seit Jahren zur Tagesordnung. Dort surfen die User selbst bei aktuellen Internetverträgen mit ihrem Provider in der Regel mit Downloadgeschwindigkeiten unter 3 Mbit pro Sekunde durchs Netz. Seit Jahren nervt das nicht nur die privaten Haushalte, sondern auch die Handwerker vor Ort, die dringend auf schnelleren Zugang angewiesen wären, um online Kataloge überprüfen zu können oder Hotels, die ihren Kunden erklären müssen, warum ihr Laptop auf dem Zimmer nur so langsam die Webseite aufbaut. Hinzu kommen teilweise auch Probleme mit dem Telefonnetz, berichtet uns Munzingens Ortsvorsteher Rolf Hasenfratz. Bei starkem Regen konnte es so sein, dass eine veraltete Leitung zwischen seinem Ortsteil und dem Nachbarort Tiengen an ihre Grenzen stieß und teilweise gar nichts mehr ging, sagt er.

Schnelles Internet als entscheidender Standortfaktor

Auch seine Amtskollegin Silvia Schumacher aus Opfingen kann ein Lied singen von den Problemen mit den Internet- und Telefonanschlüssen. Opfingen hat bereits ein Neubaugebiet, ein weiteres sei in Planung. Hier sollen sich vor allen Dingen auch junge Familien ansiedeln, die naturgemäß mehr darauf achten, wie schnell das Internet in ihrer neuen Heimat ist, bevor sie sich für einen Umzug entscheiden. Am Tuniberg hatte es bereits mehrere Versuche gegeben, die fehlende Bandbreite im Kabelnetz über Satellit- und Funkverbindungen auszugleichen - nach Angaben der Ortsvorsteher aber bislang nur mit mäßigem Erfolg.

 

Interview: So will der Anbieter Inexio schnelles Internet an den Tuniberg bringen

Stadt gibt Ausbau an privaten Breitbandanbieter ab

Abhilfe schaffen könnte jetzt ein neues Projekt der Stadt. Die hatte den erhöhten Bedarf am Tuniberg schon länger festgestellt und auch offiziell mit einer Studie eine Unterversorgung festgestellt. Seit April waren daher Gespräche mit dem privaten Anbieter Inexio gelaufen, mit dem jetzt ein Vertrag unterzeichnet wurde. Das Unternehmen aus dem Saarland ist in Süddeutschland bereits an über 600 Standorten eingesprungen, wo der bisherige Netzbetreiber das Internet nicht ausbauen wollte oder konnte. Jetzt will er im Auftrag der Stadt Freiburg über 10 Kilometer Glasfaserkabel am Tuniberg verlegen und dort 33 Verteilerstationen errichten. Die Gemeinden Opfingen, St. Nikolaus, Waltershofen und Tuniberg würden dann von mindestens 30 Mbit pro Sekunde profitieren - in einzelnen Fällen wären sogar bis zu 100 Mbit drin, sagt uns Inexio-Vertriebsmitarbeiterin Linda Neu beim Pressegespräch mit Freiburgs Baubürgermeister Martin Haag.

 

Glasfaserkabel möglich - aber müssen sich auch rentieren

Voraussetzung dafür wäre aber eine bestimmte Zahl an Verträgen. Für die Breitbandtechnik würde der Anbieter eine hohe sechsstellige Summe in Eigenregie und ohne öffentliche Zuschüsse finanzieren. Als Gegenzug bräuchte es eine gewisse Sicherheit, dass das Geld auch wieder auf lange Sicht refinanziert werden kann. Konkret heißt das: In den drei Ortschaften müssen mindestens 330 Haushalte einen Vertrag mit Inexio abschließen, damit der Ausbau auch zustande kommt. Davon 150 in Opfingen, 80 in Waltershofen und 100 in Munzingen. "Ein machbares Ziel", sind sich die Ortsvorsteher sicher und wollen bei sechs Informations- und Beratungsveranstaltungen in den Gemeinden kräftig die Werbetrommel rühren. Dabei gibt es auch noch einiges an Überzeugungsarbeit zu leisten, denn die User könnten dann nicht zwischen mehreren Anbietern wählen, sondern müssten mit den Konditionen von Inexio-Tochter QUiX vorlieb nehmen. Die orientiert sich nach einigen Angaben grob an den Preisen der Telekom, sodass man für schnelles Internet auf dem Land am Ende ähnlich viel bezahlt, wie ein Telekom-Haushalt im Stadtzentrum Freiburgs. Wirkliche Billig-Angebote wären aus Mangel an Konkurrenz dann aber nicht drin.

 

Infoabend Opfingen
infoabend Waltershofen
Infoabend Munzingen

15. September 2015 - 19:00 - 21:00 Uhr - Vereinsraum

16. September 2015 - 19:00 bis 21:00 Uhr - Steinriedhalle

17. September 2015 - 19:00 bis 21:00 Uhr - Schloßbuckhalle

Stichtag für die Entscheidung wird voraussichtlich der 31. Oktober 2015. Falls die Tuniberg-Bewohner bis dahin genügend Verträge unterschrieben haben, könnte der Ausbau theoretisch schon direkt starten. Wahrscheinlich beginnen die Bauarbeiten aber im Frühjahr 2016 und würden sich bis in den Juni ziehen. Direkt vor der Haustüre brauchen dabei die wenigsten Bagger und Baustellenlärm befürchten: Für die Strecke von der neuen Glasfasertrasse hin zum einzelnen Hausanschluss nutzt auch Inexio die vorhandenen Kupferleitungen der Telekom - das wäre in Zukunft aber für noch schnelleres Internet aufrüstbar, heißt es.

 

Unterversorgung nicht nur am Tuniberg

Und dafür gäbe es auch an weiteren Orten im Freiburger Raum noch großen Bedarf. Auch in großen von Teilen von Ebnet, Kappel oder Benzhausen "schleicht" man derzeit noch durchs Internet. Und auch in den eigentlichen Vorzeigestadtteilen Rieselfeld und Vauban sind für viele nicht mehr als 16 Mbit pro Sekunde drin. Alles besser als die Lage am Tuniberg - aber Luft nach oben gibt es auch hier noch reichlich.