Borkenkäfer, Schädling, Wald, Holz, Forst, © Pixabay (Symbolbild)

Forstminister befürchtet Millionenschäden in den Wäldern durch Borkenkäfer

Viel herumliegendes Holz, anhaltende Trockenheit und Stürme haben das Problem verschärft

Borkenkäfer und ihre Larven könnten in diesem Jahr mehr als 100.000 Euro Schaden in den heimischen Wäldern im Südwesten anrichten. Das befürchtet ein Expertenteam um Landesforstminister Peter Hauk (CDU) und hat am Mittwoch (20.03.2019) im Stuttgarter Landtag neue Maßnahmen zur Bekämpfung des Holzschädlings vorgestellt.

Um öffentliche und private Waldbesitzer mit dem Problem nicht allein zu lassen, will er sie bei vorbeugenden Maßnahmen unterstützen. So förder die grün-schwarze Landesregierung ab sofort das Hacken von Gipfelstücken, die als "käferbruttauglich" gelten. Das gleiche gilt für Waldstücke mit schwachem Stammholz. Allein dafür plant Hauk für die nächsten Jahren zusätzliche zehn Millionen Euro ein. Ziel soll dabei kein reiner Ausgleich entstandener Schäden sein, sondern eine reine Präventionsmaßnahme.

Forstminister Peter Hauk (CDU): "Drohende Käferkatastrophe"

Außerdem sollen sich Wissenschaftler im Land künftig noch ausführlicher mit den Folgen des Klimawandels auf die Wälder beschäftigen. Gleichzeitig appelliert die Politik an die Besitzer der Waldgrundstücke:

Wer sich gewissenhaft um seinen Forstbestand kümmert, der überprüft ab sofort vor allem Fichten bis in den September hinein alle zwei Wochen auf einen möglichen Befall. Besondere Vorsicht ist überall dort geboten, wo Sturm- und Schneebruch Schaden angerichtet haben und sich die Brut des Borkenkäfers leicht im geschwächten oder toten Holz einnisten kann.

Das sind die typischen Kennzeichen für einen Käferbefall an den Bäumen:

  • braunes Bohrmehl auf der Rinde, unter Rindenschuppen, auf Spinnweben, am Stammfuß und auf der Bodenvegetation
  • Harztröpfchen und Harzfluss am Stamm, vor allem am Kronenansatz
  • helle Flecken, sogenannte ‚Spiegel‘, auf der Rinde durch die Tätigkeit der Spechte, wodurch größere Rindenstücke abfallen und das helle Splintholz sichtbar wird
  • charakteristische Fraßbilder unter der Rinde
  • Rötung
  • Abfall grüner oder roter Nadeln

Auslöser für die drohende Borkenkäferplage und das befürchtete Waldsterben ist nach Ansicht des Ministeriums vor allem der Klimawandel. Zum einen habe bereits der extrem lange Dürre-Sommer 2019 dazu geführt, dass sich die Insekten viel stärker ausbreiten konnten und auf geschwächte Bäume getroffen sind. Hinzu kamen vor allem auch jetzt über die kalte Jahreszeit viele Sturm- und Schneebruchschäden. Große Mengen an herumliegendem Holz in Verbindung mit Hitze und Trockenheit spielen dem Schädling demnach in die Hände.

Problem ist dabei auch, dass es momentan ein Überangebot am Holzmarkt gibt und zu wenige Kapazitäten für Rundholztransporte. Dadurch bleiben auch viele gefällte oder umgestürzte Bäume momentan länger in den Wäldern liegen als eigentlich nötig. Förster haben errechnet, dass momentan rund 185.000 Kubikmeter Holz in Baden-Württemberg von Käfern befallen sind. Das ist fünf Mal so viel wie noch zum gleichen Zeitpunkt 2018.

Naturschützer warnen vor Forderungen nach Pestizid-Einsatz

Der Naturschutzbund NABU warnt im Südwesten gleichzeitig vor Maßnahmen, die über die Vorbeugung hinausgehen. Die Chemiekeule in Form von Spritzen in den Baumstamm oder per Sprühmittel vom Helikopter könnten aus Sicht der Umweltschützer massive "Nebenwirkungen" mit sich bringen und tausende andere wichtige Waldinsekten bedrohen, die eigentlich für das ökologische Gleichgewicht in der Natur eine wichtige Rolle spielen.

Sie fordern deshalb von der Landesregierung auch eine neue Strategie, wie sich der Einsatz von Pestiziden in der Land- und Forstwirtschaft noch besser zurückfahren lässt.

(fw)