Fertighaus, Haus, Gebäude, Baustelle, Musterhaus, Handwerker, Kran, © Daniel Maurer - dpa (Symbolbild)

Fertighäuser im Südwesten besonders beliebt – aber nicht die ultimative Lösung

Auch bei den vermeintlich kostensparenden Fertighäusern kommt es zu Preisexplosionen und Handwerkermangel

In keinem anderen Bundesland stehen so viele Fertighäuser wie in Baden-Württemberg. Und mit einer neuen "Fertighauswelt Schwarzwald" eröffnet in der südlichen Ortenau am Freitag (22.04.2022) die modernste Hausaustellung in diesem Bereich in ganz Europa.

Darauf weist der Bundesverband Deutscher Fertigbau hin und richtet sich damit an angehende Häuslebauer aus dem gesamten Südwesten. Für ein paar Euro Eintritt können diese als Besucher in Kappel-Grafenhausen 14 Musterhäuser anschauen und sich intensiv über entsprechende Bauprojekte in allen Details beraten lassen.

Kaum verfügbare Handwerker und Probleme bei der Beschaffung von Baumaterial

Die ultimative Lösung für die teils schwierige Suche nach einem Eigenheim seien solche Fertighäuser aber nach Einschätzung von Branchenexperten nicht. Auch in diesem Bereich würden sich branchenübergreifende Probleme wie Material- und Handwerkermangel deutlich verschärfen - nicht zuletzt wegen der Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine.

Der Hauptgeschäftsführer der Bauwirtschaft Baden-Württemberg Thomas Möller geht davon aus, dass selbst die Fertigbauer, die alle Leistungen selbst übernehmen und nicht auf Handwerker aus Drittunternehmen angewiesen sind, vor das Problem gestellt sind, woher sie ihr Material bekommen und zu welchem Preis.

Entscheidung hin zum Fertighaus wohl nicht nur eine Kostenfrage

Mit einem Fertigbauanteil von fast 40 Prozent unter allen Ein- und Zweifamilienhäusern ist Baden-Württemberg hier bundesweiter Spitzenreiter gewesen - sowohl im letzten Jahr als auch überhaupt. Allein 2021 sind noch einmal 5.400 weitere Fertighäuser im Südwesten hinzugekommen. Zum Vergleich: Im deutschlandweiten Schnitt machen Gebäude dieser Bauweise nur 23,1 Prozent aller Häuser aus.

Die Sonderrolle Baden-Württembergs erklärt der Verband so, dass es hier einerseits deutlich mehr Anbieter gebe, aber auch eine grundsätzlich höhere Verbundenheit der Menschen zu Baustoffen wie Holz und Vertrauen in ein Holz-Fertigbauweise. Gleichzeitig stehen gerade viele junge Familien beim Thema Hausbau vor dem Problem, nicht genügend Eigenkapital aufbringen zu können. Die meisten Käufer hätten erst mit Ende 40 ausreichend Geld zusammen, um mit dem Projekt der eigenen vier Wände starten zu können.

Hinzu komm die anhaltende Entwicklung, dass nicht nur in den großen Städten, sondern mittlerweile auch auf dem Land die Grundstückspreise durch die Decke schießen. Zum einen werde kaum noch neues Bauland ausgewiesen. Und zum anderen machen manche Städte und Gemeinden die Vorgabe, dass gar keine Ein- oder Zweifamilienhäuser mehr gebaut werden dürfen, um den Verbrauch und die Versiegelung von Flächen zu begrenzen.

(fw) / dpa