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Urteil im Fall Alessio: Mehr als 6 Jahre Haft für den Stiefvater

Im Prozess um den qualvollen Tod des dreijährigen Alessio vor dem Landgericht Freiburg ist das Urteil gesprochen. Der Stiefvater des Jungen hat die tödlichen Schläge zugegeben. Er muss nun mehrere Jahre ins Gefängnis.

Nach dem qualvollen Tod des dreijährigen Alessio im Schwarzwald ist der Stiefvater des Jungen zu sechs Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt worden. Das Landgericht Freiburg sprach den 33 Jahre alten Landwirt am Mittwoch wegen Körperverletzung mit Todesfolge und Misshandlung schuldig. Der Mann hatte zum Prozessauftakt Mitte September zugegeben, Alessio geschlagen zu haben. Der Dreijährige war verletzt worden und kurze Zeit später an den Folgen der heftigen Schläge gestorben. Die Tat hatte sich Mitte Januar auf dem Bauernhof der Familie in Lenzkirch bei Freiburg ereignet.

Der Staatsanwalt hatte in seinem Plädoyer acht Jahre und drei Monate Gefängnis gefordert. Die Verteidigerin hatte sich für vier Jahre Haft ausgesprochen. Der Angeklagte hatte gesagt, er bereue die Tat. Er habe im Affekt und aus Überforderung gehandelt. Der Landwirt war seit Ende 2014 mit Alessio und seiner kleinen Schwester alleine auf dem Hof in Lenzkirch gewesen, weil sich die Mutter der Kinder in stationäre psychische Behandlung begeben hatte. Sie war als Nebenklägerin vor Gericht aufgetreten, konnte die Urteilsverkündung deshalb aber auch nicht vor Ort selbst miterleben.

Der Stiefvater war zudem in seiner Kindheit selbst das Opfer von Gewalt geworden, auch das floss am Ende wohl mit in das Urteil mit ein. In der Kritik in dem Fall steht weiterhin das zuständige Jugendamt. Es soll Warnungen ignoriert und Alessio nicht ausreichend geschützt haben. Bereits im Sommer 2013 hatte es Hinweise gegeben, dass Alessio körperlich misshandelt wird. Das Jugendamt entschied jedoch, den Jungen in der Familie zu lassen. Mutter und Vater des Jungen hatten bereits mehrfach Betreuungsangebote wahrgenommen und auch eine Dorfhelferin schaute regelmäßig nach dem Rechten auf dem Hof. Sowohl gegen den zuständigen Sachbearbeiter des Jugendamtes, als auch gegen Alessios Mutter laufen derzeit noch Ermittlungen, sagte uns Staatsanwalt Klaus Hoffmann. Über den genauen Zwischenstand gibt es allerdings noch keine Auskünfte.

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Die Familie von Alessios Mutter hatte das Urteil mit gemischten Gefühlen aufgefasst. Viele von ihnen waren zur Urteilsverkündung mit weißen bedruckten T-Shirts am Landgericht erschienen. Die meisten von ihnen hatten sich eine lebenslängliche Freiheitsstrafe für den Angeklagten erhofft.