© Daniel Maurer - dpa

Einbrecher bleiben weiterhin großes Problem in Südbaden

Vor allem in der dunklen Jahreszeit schlagen die Kriminellen zu und dort, wo ihnen es die Umstände besonders leicht machen:

Geht man nach den jüngsten Zahlen des Freiburger Polizeipräsidiums hat Südbaden auch weiterhin ein massives Problem mit Wohnungseinbrüchen. Fast 1400 Mal sind Kriminelle im vergangenen Jahr unerlaubt oder auch gewaltsam in Wohnungen in der Region eingedrungen um sie nach Beute zu durchsuchen.

Rein statistisch gesehen entspricht das im Vergleich zum Jahr 2015 einem Plus von 12,7 Prozent. Dem gegenüber steht trotz aller Bemühungen weiterhin eine niedrige Aufklärungsquote. Nur bei etwas mehr als jedem zehnten Fall können die Ermittler den Täter finden und den Einbruch aufklären.

Professionelle Banden aus ganz Europa aktiv

Das liegt vor allen Dingen daran, dass zusätzlich zu den klassischen Berufseinbrechern, wie sie Kripo-Schwerpunktermitter Reiner Thoma nennt, auch im südbadischen Grenzgebiet viele internationale Banden aktiv sind. Diese sind extrem mobil und gehen bei ihren Machenschaften so professionell vor, dass sie kaum verwertbare Spuren hinterlassen und nach einer erfolgreichen Einbruchsserie auch schnell wieder untertauchen.

Für die Polizei sind die Hintermänner daher nur sehr schwer zu fassen. Inzwischen gab es sogar Fälle, in denen rumänische Banden von Frankreich aus Einbrecher extra aus Chile haben einfliegen lassen, um sie in Deutschland und der Schweiz auf Beutezug zu schicken. Das verdeutlich die hohe Organisationsstruktur der Kriminellen.

Polizeivizepräsident Alfred Oschwald: So versucht die Polizei in Südbaden die hohen Einbruchszahlen in den Griff zu bekommen

Trotzdem lassen sich aus Sicht der Ermittler auch Erfolge verbuchen: Im letzten Herbst hat die Polizei in Südbaden reagiert und massiv gegen die Einbrecher mobil gemacht, um den Kontrolldruck zu erhöhen. Bei Schwerpunktkontrollen haben die Beamten in zusammengerechnet 22.600 Einsatzstunden über 16.500 Menschen, 10.600 Fahrzeuge und 4100 Dokumente überprüft.

Gleichzeitig zu den sichtbaren Maßnahmen liefen verdeckte Ermittlungen - teils sogar mit eingeschleusten Kontaktmännern, Telefonüberwachung oder auch mit angebrachten GPS-Funksendern an verdächtigen Fahrzeugen. Dabei sind den Ordnugnshütern insgesamt rund 400 mutmaßliche Straftäter ins Netz gegangen - 144 konnten vorläufig festgenommen werden. Das Zwischenfazit von Polizeipräsident Alfred Oschmann:

Das Gesamtkonzept hat Wirkung gezeigt.

Zu diesem gehört auch der große Teil der Einbruchsprävention. Über 85 Mal sind speziell geschulte Polizeistreifen in Südbaden zwischen Oktober und März gezielt ausgerückt, um Anwohner in den Wohngebieten auf Sicherheitsmängel wie gekippte Fenster, Baugerüste oder überquellende Briefkästen hinzuweisen. Hinzu kommt die klassische Beratung im Bereich Sicherheitstechnik, für die es bei der Polizei kostenlose und objektive Beratungstermine vor Ort gibt.

Vorhersage-Software "Precobs" ist in Südbaden bisher noch kein Thema

Große Hilfe haben die Beamten bei ihrer Arbeit durch die Statistik erfahren. Indem nicht nur Einbruchsorte, -daten und Uhrzeiten, sondern auch verdächtige Beobachtungen und Ergebnisse von Kontrollaktionen jeden Morgen aufgearbeitet wurden, konnten sie verlässlich sagen, wo die Einbruchsgefahr besonders hoch ist. Von automatisierten Einbruchs-Vorhersage-Tools wie dem Precobs-Programm aus der Schweiz versprechen sich die Freiburger Ermittler aktuell hingegen noch keine weiteren Vorteile.

Auch in München oder Karlsruhe wird das computergestützte System gerade getestet. Es soll über komplizierte Algorythmen vorhersagen können, an welchem Ort zu welcher Uhrzeit ein Wohnungseinbruch besonders wahrscheinlich ist - und so Straftaten verhindern. Allerdings steckt die Technik noch in den Kinderschuhen, aus Freiburger Sicht daher noch nicht attraktiv genug.

Fortsetzung der Intensivkontrollen im nächsten Herbst

Mit den eingeleiteten Maßnahmen konnten die Einbrecher bereits ein gutes Stück weit verdrängt werden, glaubt die Polizei. Im besonders belasteten Landkreis Lörrach etwa haben sich die Vorfälle in einzelnen Monaten sogar halbiert. Doch weil die Intensivmaßnahmen sehr viel Personal benötigen, können und wollen die Ermittler nun bis zur nächsten befürchteten Welle im Herbst zum normalen Einsatzbetrieb zurückkehren. Dass es dann aber noch einmal gezielte Aktionen gegen Einbrecher geben wird, ist bereits so gut wie beschlossen.