Polizeipräsident, Bernhard Rotzinger, Franz Semling, © baden.fm

Diese Schwerpunkte möchte Südbadens neuer Polizeichef setzen

Fliegender Wechsel an der Spitze der Polizei in Südbaden

Für rund vier Jahre stand er zuletzt als Polizeipräsident an der Spitze der Einsatzkräfte in Freiburg und den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Emmendingen, Lörrach und Waldshut. Mit seinem Schritt in den Ruhestand endet aber darüber hinaus eine Art Ära im Dienst der Polizeiarbeit. Über 42 Jahre hinweg war Bernhard Rotzinger "Vollblut-Polizist", wie ihn viele Mitarbeiter, Kollegen und Wegbegleiter aus Polizei, Justiz und Politik bei seiner offiziellen Verabschiedung am Dienstag (26.03.2019) im Historischen Kaufhaus in Freiburg beschreiben.

Ab April 2019 wird der 57-jährige Franz Semling den verantwortungsvollen Posten übernehmen. Geboren in Haslach im Kinzigtal, konnte er bereits für mehrere Jahre Praxiserfahrung bei der Freiburger Polizei sammeln, danach auf verschiedenen Posten wie auch im Staatsministerium oder dem Innenministerium. Zuletzt war er Polizeivizepräsident in Karlsruhe.

Freiburgs Polizeipräsident Bernhard Rotzinger übergibt sein Amt an den Nachfolger Franz Semling

Sein erklärtes Ziel ist es, an die vorhandenen Stärken der südbadischen Sicherheitsbehörde anzuknüpfen und dort noch weiter auszubauen, wo der Bürger etwas davon spüren soll: So spricht Semling im baden.fm-Interview nach seiner offiziellen Amtseinführung bereits ganz konkret Bereiche wie die grenzüberschreitende Kriminalität, Einbrüche oder Gewaltverbrechen an. Wichtig ist ihm hier, sich erst einmal in den kommenden Wochen ein noch genaueres Bild von der Lage zu machen und alle Akteure noch besser zu vernetzen.

Es geht uns nicht nur darum, Fahrraddiebstähle zu bekämpfen.

Mit seinem Vorgänger stimmt in vielen Standpunkten ganz klar überein. Dazu gehört auch die Überzeugung, dass sich zu einer objektiven, tatsächlichen Sicherheit in vielen Fällen auch immer ein subjektives Sicherheitsgefühl gesellt. Und welche Folgen es haben kann, wenn sich eine breite Bevölkerungsschicht einfach nicht mehr sicher fühlt, das haben die schweren Gewaltverbrechen der letzten Jahre rund um Freiburg gezeigt, wie etwa der Mord an der Freiburger Studentin Maria an der Dreisam oder die mutmaßliche Gruppenvergewaltigung einer jungen Diskobesucherin im Herbst 2018.

Kriminalitätsrate in Freiburg und Umgebung zuletzt gesunken

Dabei ist die gesamte Kriminalitätsrate in der Region eigentlich im Schnitt deutlich zurückgegangen, im Breisgau zuletzt um mehr als acht Prozent, wie kurz vor dem Amtswechsel bei der Polizei bekannt wurde. Einbruchsdiebstähle und Sexualdelikte bleiben dabei eine unrühmliche Ausnahme - trotzdem ändert das nichts daran, dass Freiburg und Umgebung  insgesamt wieder sicherer geworden sind, vor allem, was viele Gewaltverbrechen betrifft.

Maßgeblich an dieser Entwicklung beteiligt dürfte vor allem auch die eingeleitete Sicherheitspartnerschaft mit dem Land Baden-Württemberg gewesen sein, die nun Früchte trägt. Doch auch vor dieser gemeinsamen Entscheidung mit Oberbürgermeister Horn und Innenminister Strobl hatte sich Rotzinger seit Jahren immer wieder für mehr Personal bei der südbadischen Polizei und Justiz stark gemacht - und das auch öffentlich und mit Nachdruck. Er galt außerdem als technik-affin und hat so auch den Beamten in Freiburg die erste Segway-Staffel im Land beschert.

Was er als Leiter des Freiburger Polizeipräsidiums an Fähigkeiten erworben hat, möchte Rotzinger bald auf ganz andere Art unter Beweis stellen: Im Ruhestand, hat er angekündigt, will er Ende Mai bei den Kommunalwahlen als möglicher Kandidat für den Freiburger Gemeinderat antreten. Darüber hinaus engagiert er sich bei der Bergwacht und ist Hobby-Pilot.

(fw)