Maibaum, Tradition, Brauchtum, © Pixabay (Symbolbild)

Diese Bräuche gibt es auch bei uns in Südbaden rund um den Maibaum

Zum 1. Mai werden auch in unserer Region wieder viele geschmückte Bäume auf den Dorfplätzen oder vor Wohnhäusern zu sehen sein

Die meisten Maibäume, die inzwischen in Südbaden aufgestellt werden, sind eng mit Dorf- und Stadtfesten verbunden. So findet man ein öffentliches Maibaumstellen 2019 in den verschiedensten Gemeinden in der Region: Von Emmendingen bis nach Gutach-Bleibach, von Hausen bis nach Friesenheim.

Begleitet von festlicher Musik tragen Zünfte oder Vereine den aufwändig geschmückten oder von Handwerkern behauenen Baum einmal quer durch den Ortskern und stellen ihn an einem festen, zentralen Platz auf. Klassischerweise sind es vor allen Dingen die Zimmerleute, die den Baum dabei in die Senkrechte bringen. Fester Bestandteil der Tradition ist dann oft auch ein Tanz um den Maibaum.

Heidnischer Brauch, der ins Christentum übergegangen ist?

Woher genau dieser Brauch stammt, ist noch immer umstritten. Ein häufiger Erklärungsversuch sind mögliche germanische Riten, bei denen im Frühjahr verschiedene Waldgottheiten angebetet wurden. Alternativ könnte es sich dabei auch um Rituale gehandelt haben, die sich um den wiederkehrenden Frühling und das Aufblühen der Natur gedreht haben.

Spätestens im 13. Jahrhundert könnte aus so einem heidnischen Maibaum dann ein christlicher Pfingstbaum geworden sein, wie er heute zum Beispiel noch in Thüringen und Niedersachsen gesetzt wird. Andere gehen stattdessen eher von einem Fruchtbarkeitssymbol im Frühling aus, da der von seinen Ästen befreite Baumstamm an einen Phallus erinnert. Er wäre damit ein kultisches Symbol für die Hoffnung auf eine reiche Ernte im folgenden Jahr.

Manche Historiker glauben auch, dass der Maibaum sprachlich nur wenig mit dem heutigen Monat Mai zu tun haben könnte, sondern auf das alte nordische Verb "maja" zurückzuführen ist. Das bedeutet so viel wie "mit Blumen schmücken" und findet heute noch beim schwedischen Mittsommerfest Verwendung. Dort wird der so genannte "Majstång" aufgestellt, der unseren Maibäumen in Deutschland und auch in Südbaden teils sehr ähnlich sieht.

In anderen Bundesländern stehlen sich benachbarte Orte gegenseitig den Maibaum

Nicht ganz so häufig ist hier im äußersten Südwesten das so genannte Maibaumstehlen anzutreffen. Mit den Ursprüngen in Bayern versuchen die Einwohner von benachbarten Dörfern hier während der Walpurgisnacht, den Baum des jeweils anderen zu stehlen oder zu fällen.

Können die abgestellten "Wächter" das nicht verhindern, müssen sie entweder eine Auslöse für ihren entführten Baum zahlen (meist in Form von Wein, Bier oder Gefälligkeiten) oder müssen mitansehen, wie ihr Maibaum als Schandmal im Nachbarort aufgestellt oder oder dort zersägt wird. Beim Maibaumdiebstahl gibt es dabei sehr strenge Regeln und einen Ehrenkodex. Das soll auch dazu dienen, um den Brauch von tatsächlichen Sachbeschädigungen oder Diebstählen der teils wertvollen Maibäume zu unterscheiden.

Der Maibaum als Liebesbeweis von Jugendlichen in Südbaden

Eine etwas andere Abwandlung des Maibaumstellens lässt sich besonders rund um den Tuniberg und den Kaiserstuhl finden: Hier gilt eine kleine geschlagene Birke vor dem Fenster einer Angebeteten als Liebesbeweis.

Die Junggesellen schmücken dabei die kleinen Bäumchen vorher aufwändig mit Krepp-Papier und binden je nach Wahl auch Getränke, Süßigkeiten oder kleine anzügliche Geschenke an den Ästen fest. Meist in einer Nacht- und Nebelaktion stellen sie den Baum dann unbemerkt vor das Haus der schlafenden Frauen. Auf manchen Liebesmaien sind kleine Herzen aus Holz oder Karton angebracht, auf denen sich der Name des Verehrers ablesen lässt. In den meisten Fällen bleiben die Aufsteller lieber anonym und hoffen, dass ihre Angebetete von Selbst auf den Richtigen kommt.

Doch während die so genannten "Liebesmaien" vor zehn Jahren noch fester Bestandteil der ländlichen Jugendszene waren, scheint auch dieser Brauch zunehmend in Vergessenheit zu geraten. Im Rest von Süddeutschland sind einige Abwandlungen dieser Tradition dafür noch ziemlich verbreitet. In Teilen von Bayern gibt es zum Beispiel auch die Regel, dass in Schaltjahren umgekehrt die Frauen den männlichen Junggesellen einen Maibaum stellen.

(fw)