Streik, Warnstreik, IG Metall, Trillerpfeife, © Sebastian Gollnow - dpa (Symbolbild)

Die Warnstreiks der IG Metall werden ausgeweitet

Klagen vor dem Arbeitsgericht und Streiks mit bis zu 24 Stunden Dauer - in der Metall-Tarifrunde wird zunehmend mit härteren Bandagen gekämpft.

  
Die Gewerkschaft IG Metall beginnt auch im Südwesten mit den angekündigten 24-stündigen Warnstreiks. Bereits am Dienstagabend (30.01.18) sollte es losgehen, unter anderem bei der Gießerei Heidelberg Manufacturing in Amstetten und beim Verpackungsproduzenten Huber Packaging in Öhringen.
 
Am Mittwoch treten Mitarbeiter von weiteren 21 Betrieben im Südwesten in den ganztägigen Warnstreik. Vielfach sollen die Ausstände von Kundgebungen begleitet werden. Nach dem Abbruch der Tarifverhandlungen mit den Arbeitgebern am Wochenende hatte die IG Metall beschlossen, diese Woche bundesweit bei 250 Betrieben 24-stündige Warnstreiks durchzuführen. 

Der Tarifkonflikt für die rund 3,9 Millionen Beschäftigten in der Metall- und Elektroindustrie spitzt sich zu

Die Gewerkschaft hat dafür am Montag (29.01.18) in rund 250 Betrieben Abstimmungen in Gang gesetzt. Unter anderem soll der Lastwagenbauer MAN bestreikt werden. Stimmt eine einfache Mehrheit der Gewerkschaftsmitglieder im entsprechenden Betrieb zu, werden die Tagesstreiks begonnen, erklärte eine Sprecherin der IG Metall.
 
Rund 70 der betroffenen Unternehmen sind in Baden-Württemberg angesiedelt. Bei den großen Zulieferern und Autobauern beginnt der Warnstreik laut Gewerkschaft am Mittwochabend (31.01.18) bei Bosch in Feuerbach. Werke von Daimler und Porsche sollen am Freitag folgen.
 
Weitere Termine:
  • Donnerstag, 01. Februar 2018 / ab 06:00 Uhr: ganztägiger Warnstreik bei Amcor Flexibles Tscheulin-Rotal GmbH (Teningen)
  • Donnerstag, 01. Februar 2018 / ab 21:00 Uhr: ganztägiger Warnstreick bei Mahle Ventiltrieb GmbH (Zell im Wiesental)
Hier protestieren 350 Beschäftige in Freiburg bei den landesweiten Warnstreiks der Metall- und Elektroindustrie

Ausstände könnten zu millionenschweren Verlusten führen

Nehmen durchschnittlich 200 Beschäftigte pro Betrieb teil, müsse man mit rund 62 Millionen Euro Umsatzeinbußen rechnen, erklärte IW-Tarifforscher Hagen Lesch. Würden gezielt größere Betriebe bestreikt, steige der Umsatzaufall bei 100 000 Teilnehmern auf etwa 125 Millionen Euro.
 
Fernwirkungen der Aktionen etwa auf Zulieferer seien in den Zahlen noch nicht enthalten, erklärte Lesch. Zwar könnten die betroffenen Betriebe versuchen, die ausgefallene Produktion nachzuholen. Dafür seien aber teure Überstunden notwendig, die zudem schwierig zu organisieren seien, da viele Betriebe und Beschäftigte bereits an ihren Belastungsgrenzen arbeiteten.

Schlimmstenfalls gingen die Tagesstreiks vom ersten Tag an an die Substanz, erklärte der Gesamtmetall-Hauptgeschäftsführer Oliver Zander in Berlin:

Es entstehen Riesenschäden, weil alle Firmen in den langen Lieferketten betroffen sind."
Der bayerische Arbeitgeberverband vbm hielt der IG Metall vor, den Streik um seiner selbst willen zu organisieren. Das hohe Angebot von Stuttgart am vergangenen Wochenende belege den großen Einigungswillen der Arbeitgeber. Man habe bei einer Laufzeit von 27 Monaten fast 7 Prozent mehr Geld angeboten.
 
Abgelehnt hatten die Arbeitgeber aber die aus ihrer Sicht rechtswidrige Forderung, bestimmten Beschäftigten einen Ausgleich für entgangenen Lohn zu zahlen, wenn diese ihre Wochenarbeitszeit auf 28 Stunden reduzierten.
 
Beim Arbeitsgericht Frankfurt waren zunächst noch keine Klagen gegen die Tagesstreiks eingegangen, die im Tarifgebiet Nordrhein-Westfalen bereits am Dienstagabend beginnen sollen. Mehrere regionale Arbeitgeberverbände kündigten aber Klagen wegen des umstrittenen Teillohnausgleichs an.
 
Warnstreik, IG Metall, Freiburg, Industrie, © baden.fm
Hier streiken Mitarbeiter in der Metall- und Elektroindustrie in Freiburg

Nach Angaben eines Sprechers von Gesamtmetall geht es um möglichen Schadenersatz für Unterstützungszahlungen an bestreikte Unternehmen.

Die Gewerkschaft hat beim Gericht seit Jahresbeginn eine Reihe von Schutzschriften hinterlegt, erklärte eine Justizsprecherin. Diese gelten auch für Anträge einzelner Unternehmen, die sich möglicherweise per einstweiliger Verfügung vor Produktionsausfall schützen wollten. Mit einer vorsorglichen Schutzschrift kann die Gewerkschaft erreichen, dass ihre Rechtsauffassung bei einer möglichen Eilentscheidung berücksichtigt wird.
 
Eine automatische Fortsetzung der Warnstreiks in der kommenden Woche sei zunächst nicht geplant, erklärte eine Sprecherin der IG Metall. Vielmehr seien die Geschäftsstellen angewiesen worden, die Urabstimmung für einen dann unbefristeten Flächenstreik in einem oder mehreren Tarifgebieten vorzubereiten für den Fall, dass es keine weiteren Einigungsversuche gebe.
 
Die Gewerkschaft verlangt sechs Prozent mehr Geld bei einer Laufzeit von 12 Monaten und Möglichkeiten zur Reduzierung der Arbeitszeit auf 28 Wochenstunden. Bestimmte Gruppen wie Schichtarbeiter, pflegende Angehörige oder Eltern junger Kinder sollten einen Teil-Ausgleich für entgangenen Lohn erhalten, was die Arbeitgeber bislang strikt ablehnen.  Sie verlangen zudem, das verfügbare Arbeitsvolumen zu erhalten.
 
Bei der Arbeitszeit brauchen wir Flexibilität in beide Richtungen. Was durch Arbeitszeitverkürzung verloren geht, muss an anderer Stelle durch längeres Arbeiten ausgeglichen werden", sagte der Präsident von PfalzMetall, Johannes Heger.
(la/gm)