Weinlese, Weintrauben, Reben, Solaris, © Patrick Seeger - dpa (Symbolbild)

Die ersten Winzer in Südbaden starten mit der Weinlese 2019

Nicht ganz so früh wie 2018, aber trotzdem noch im Spätsommer

Die ersten Winzer in Südbaden starten am Dienstag (20.08.2019) großflächig mit der Weinlese 2019. Das hat der Badische Weinbauverband auf baden.fm-Anfrage bestätigt. Zu den ersten gehören in diesem Jahr demnach der Badische Winzerkeller in Breisach, die Winzer in Freiburg-Opfingen und viele kleinere Einzel-Weingüter.

Schon am Mittwoch folgt in der Ortenau etwa auch die Weinmanufaktur Offenburg-Gengenbach. Sie alle werden zu diesem frühen Zeitpunkt  vor allen Dingen Trauben für den Neuen Süßen und Federweißen ernten. Nur spezielle Sorten wie "Solaris" sind jetzt dafür schon reif genug.

Bis dann auch beim Müller-Thurgau, dem Gutedel und den Burgundersorten die Hauptzeit der Weinlese startet, dürfte es Anfang bis Mitte September werden, schätzt Verbandspräsident Kilian Schneider.

Start der Hauptlese Anfang September, bisher vor allem Neuer Süßer

Nach der extrem frühen Weinlese im letzten Jahr deutet sich für die Winzer in der Region 2019 erstmals wieder eine einigermaßen normale Erntezeit an, die sich je nach Wetterlage auch wieder bis in den Oktober hineinziehen kann. In den letzten Jahren hatten die Winzer da bereits längst alle Trauben von den Reben holen müssen.

Die große Hitzewelle im Hochsommer scheinen die meisten Pflanzen gut überstanden zu haben, zumal direkt danach auch in weiten Teilen der Region der benötigte Regen kam. Ähnlich war es schon im Frühjahr nach der trockenen Jahresstart gelaufen.

Sorgen bereiten vielen Weinbaubetrieben allerdings die jüngsten Unwetter vom Wochenende. Rund um Britzingen und in Teilen von Müllheim haben Hagelkörner an vielen Rebflächen große Schäden angerichtet. Viele Trauben sind dadurch aufgeplatzt und wohl nicht mehr zu retten:

Wenn die nächsten Wochen warm und trocken werden, fallen sie größtenteils von alleine ab - falls das Wetter neue Feuchtigkeit bringt, droht ein massiver Pilzbefall. Denn auch wenn das Mostgewicht noch unter 100 Grad Oechsle liegen dürfte, haben viele Trauben schon hohe Zuckerwerte.

Klimawandel für Winzer Risiko und Chance zugleich

Noch ist also alles drin, der Weinjahrgang selbst sei in Südbaden aber grundsätzlich nicht in Gefahr. Viele Betriebe versuchen sich zudem seit den letzten Jahren auf die Folgen des Klimawandels einzustellen. Sie haben ihre Annahmestellen ausgebaut, sodass im Ernstfall auch binnen kürzester Zeit große Mengen Trauben abgeerntet werden können.

Zudem haben sich die meisten Sorten hier in Südbaden als vergleichsweise robust erwiesen, was Schwankungen bei der Bewässerung angeht, so Schneider. Gleichzeitig setzen schon heute immer mehr Winzer auf neue oder wiederentdeckte "Piwi"-Rebsorten, die eine natürliche Widerstandsfähigkeit gegen Pilzbefall mit sich bringen.

Um die Rebstöcke vor allzu großer Trockenheit zu bewahren, setzen viele Winzer die Pflanzen enger aneinander, sodass sie sich gegenseitig Schatten spenden und weniger Feuchtigkeit über die Blätter verdunstet.

Mittelfristig könnten sich die Anstrengungen für die Weinbauern in Südbaden sogar bezahlt machen. Aktuell erlebe die Region vergleichbare Anbaubedingungen wie vor rund 20 Jahren im französischen Burgund, das bis heute als eines der weltweit bedeutendsten Weinbaugebiete der Welt gilt.

Schneider glaubt, dass Südbaden hier bereits in den letzten Jahren deutliche Fortschritte gemacht hat und gerade auch beim Rotwein bereit wäre, die neuen Bedingungen auch für qualitativ hohe Weine besser nutzen zu können.

Die nächsten Wochen werden entscheidend sein

Auch Franz Galli vom Weingut Freiherr von Gleichenstein in Vogtsburg-Oberrotweil blickt mit Zuversicht in die Zukunft. Wenn das Wetter in den kommenden zwei Wochen so bleibt wie bisher und der Kaiserstuhl von größeren Unwettern mit Hagelschäden verschont bleibt, dann erwartet er in diesem Jahr ein ziemlich gesundes Traubengut bei einer insgesamt nur etwas kleineren Erntemenge als im Vorjahr.

Vor allem die kühlen Nächte tragen aus seiner Sicht momentan dazu bei, die für den Geschmack wichtige Säure bei der Reifung der Trauben zu erhalten.

Nimmt man alle verschiedenen Entwicklungen zusammen, könnte es ein durchschnittlich-gutes Weinjahr in Südbaden werden. Dafür werden jetzt in der Schlussphase nun aber vor allen Dingen die letzten Wochen und Tage vor dem Start der Hauptweinlese Anfang September entscheidend sein. Außerdem nehmen die Anstrengungen vieler Winzer und Genossenschaften seit Jahren immer stärker zu, um sich auf die wechselnden Anbaubedingungen einzustellen.

(fw)