Zeltmusikfestival, ZMF, 2019, Zirkuszelt, © baden.fm (Symbolbild)

Das Zelt-Musik-Festival in Freiburg wird jünger und wünscht sich mehr Förderung

Die Zelte stehen bereits seit einigen Tagen, jetzt schrauben Helfer noch fleißig die Technik auf den Bühnen zusammen und stellen Bänke und Tische auf

Das Freiburger Zelt-Musik-Festival steht in den Startlöchern und hat in diesem Jahr ein paar Neuerungen mit im Gepäck. Zur 37. Ausgabe des Festivals auf dem Gelände des Tiergeheges Mundenhof sollen Besucher vor allem eine deutliche Verjüngung im Programm merken.

Neben alteingesessenen Musikstars wie den Beach Boys oder Niedeckens BAP gehören in diesem Jahr auch Chartstürmer wie LEA, Joris oder Namika zu den Headlinern. Mit den geplanten Auftritten von Dendemann oder Samy Deluxe setzen die Organisatoren auch mehr Schwerpunkte im Bereich Hip-Hop.

Das Programm fällt diesmal jünger, aber auch hiphop- und jazzlastiger aus

Eine regelmäßige Verjüngung habe dem ZMF schon immer gut getan, betont Festival-Gründer Alexander Heisler. Der Arzt schwärmt im baden.fm-Interview aber auch von den Jazz-Größen, die das Team in diesem Jahr nach Freiburg holen konnte. Bereits das Pre-Opening mit Kamasi Washington vor rund 800 Besuchern sei am Montag ein fulminanter Auftakt gewesen.

Das Zelt-Musik-Festival lebe - neben seinem alternativen Flair im Grünen vor den Toren Freiburgs - vor allem von seiner großen künstlerischen Bandbreite für die unterschiedlichsten Gruppen von Zuschauern. Und das soll auch weiter so erhalten bleiben. Musik versteht Heisler dabei auch immer als Begegnung und als Auslöser von Kommunikation.

Das wartet in diesem Jahr auf die Besucher des Zelt-Musik-Festivals ZMF in Freiburg

Tatsächlich lief der Kartenvorverkauf beim ZMF in diesem Jahr trotz einiger "sperriger" Konzerte ziemlich gut, betont Chef-Organisator Marc Oßwald. 40.000 Tickets haben sich die Fans 2019 bereits vor dem Start des Festivals gesichert.

Nimmt man nicht nur die Besucher der Haupt-Konzerte in Zirkus- und Spiegelzelt, sondern auch die vielen anderen Gäste hinzu, stehen die Chancen au seiner Sicht gut, auch in diesem Jahr wieder die 120.000-Besucher-Marke zu knacken. Fünf rund 50 Auftritte sind bereits restlos ausverkauft, einige weitere sollen auf einem positiven Weg dorthin sein.

Zelte sind zum ersten Mal klimatisiert

Eine wichtige Rolle für die scheinbar höhere Nachfrage könnte auch neue Technik spielen: Zum ersten Mal können die Veranstalter in den beiden großen Haupt-Zelten Klimaanlagen einsetzen und so während der Konzerte auch der großen Hitze im Sommer trotzen.

Die Zeiten, in denen Schweiß und Kondenswasser von den Zeltdecken auf die Musiker und die feiernde Menge getropft ist, dürften damit vorbei sein, grinst ZMF-Urgestein Dieter Pfaff. Weil die Temperatur für dieses Ergebnis aber nur um ein paar Grad heruntergekühlt werden muss, seien die Klimaanlagen auch vergleichsweise günstig und dank moderner Technik auch einigermaßen umweltfreundlich. Es gehe vor allem um eine Entfeuchtung und leichte Auffrischung der Zelt-Luft und nicht um Kühlschrank-Temperaturen.

ZMF erhält seit Jahren Fördergelder von Stadt und Land - doch die Kosten steigen

Mit Blick in die Zukunft sprechen die Organisatoren zum Festivalstart auch noch einmal ihre finanzielle Situation an. Seit Jahren beläuft sich das Budget des ZMFs auf rund 2,5 Millionen Euro. Gleichzeitig steigen aber die Kosten nicht nur bei den Künstlergagen immer weiter an. Und gerade die Landeszuschüsse sind seit 2007 drastisch zurückgegangen, kritisiert Oßwald.

Er würde sich gerade für kulturell bedeutsame Auftritte mehr Förderung wünschen - allerdings nur, wenn die Gelder dafür nicht anderen Veranstaltungen entrissen werden. Seiner Ansicht nach bräuchte es im Südwesten einfach grundsätzlich mehr Geldspritzen im Kulturbereich. So drastisch wie vor einigen Jahren sei die finanzielle Lager beim Zelt-Musik-Festival aber trotzdem nicht. 97,5 Prozent des Gesamtbudgets stemmt die Veranstaltung aus eigener Kraft.

Neuer Stadtteil Dietenbach rückt näher

Zukunftssorgen haben die Organisatoren außerdem weiterhin, was den Standort am Rande des Mundenhofs angeht. Was sich in den letzten Jahrzehnten dank immer besserer Infrastruktur langsam etabliert hat, könnte in fünf oder zehn Jahren bereits hinfällig werden. Dann rücken mit dem geplanten neuen Stadtteil Dietenbach in Freiburg nämlich neue Nachbarn näher an das Festivalgelände heran.

Und das kann grundsätzlich immer für Probleme sorgen, befürchtet Heisler und denkt da an Lärmbeschwerden oder Ressentiments gerade gegenüber den jüngeren Besuchern. Um die Zukunft für das ZMF zu sichern hatte die Stadtverwaltung bereits angekündigt, gemeinsam mit den Veranstaltern eine Lösung zu finden. Denkbar wären etwa Eintragungen in die Grundbücher der neuen Dietenbach-Eigentümer, dass sie sich verpflichten, die Begleiterscheinungen des Festivals hinzunehmen.

Ob das am Ende allerdings im Streitfall vor Gericht ausreichen würde, wagt Heisler zu bezweifeln. Er glaubt daher, dass es genauso gut sein kann, dass sich das Zelt-Musik-Festival nach einem neuen Eventort umschauen muss. Doch trotz aller Sorgen: Eine so große Ungewissheit wie damals beim Start der allerersten Ausgaben sei das noch lange nicht.

Eine Übersicht über das komplette Lineup auf dem ZMF 2019 gibt es hier.

(fw)