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Das AKW Fessenheim ist endgültig stillgelegt

In der Nacht auf Dienstag wurde der zweite Reaktor heruntergefahren

Das elsässische Atomkraftwerk Fessenheim ist endgültig abgeschaltet worden. Der zweite Druckwasserreaktor des betriebsältesten Atomkraftwerks in Frankreich ist am späten Montagabend (29.06.2020) um 23 Uhr vom Stromnetz getrennt worden. Das hat der Betreiber, der französische Energiekonzern EDF, mitgeteilt. Das Herunterfahren des Reaktors hatte schon am Montagnachmittag begonnen, also deutlich früher als geplant.

Der erste Reaktorblock in Fessenheim war schon im Februar 2020 vom Netz genommen worden. Das Kernkraftwerk am Rhein hatte seit Ende 1977 Strom produziert. Kritikern galt das AKW an der Grenze zu Südbaden schon seit Jahrzehnten als Sicherheitsrisiko. Atomkraftgegner vor allem in Deutschland und der Schweiz hatten sich lange ohne Erfolg für ein Abschalten der beiden Reaktoren eingesetzt.

Deutsche Politiker und Umweltaktivisten begrüßen die Stilllegung

Deutsche Politiker und Umweltaktivisten begrüßten die Stilllegung. Beschäftigte und Anwohner im Elsass kritisierten die Abschaltung dagegen scharf.

Die Freiburger Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer sagte:

Wir sind erleichtert, dass auch die Abschaltung des zweiten Reaktors in Fessenheim planmäßig erfolgt ist. Das Ende des über 40 Jahre alten Kernkraftwerks bedeutet mehr Sicherheit und mehr Lebensqualität für die Menschen in unserer Region“

Nun beginne ein neues Kapitel der deutsch-französischen Zusammenarbeit am Oberrhein, wo eine Modellregion für erneuerbare Energien mit neuen zukunftsfähigen Arbeitsplätzen entstehen soll, sagte Schäfer.

Die Region Fessenheim soll Modellregion für erneuerbare Energien werden

In einem deutsch-französischen Innovationspark sollen Projekte zu nachhaltiger Energiegewinnung umgesetzt werden. Bis das Gelände des Kernkraftwerks selbst genutzt werden kann, werden aber noch Jahrzehnte vergehen. Nach Angaben des Betreibers dauern allein die Vorbereitungen der Demontage fünf Jahre. Der Abbau selbst dauert dann nochmal weitere 15 Jahre.

Die Freiburger Regierungspräsidentin zeigte Verständnis für die Sorgen auf der französischen Seite, wo mit der Schließung des Kernkraftwerks Arbeitsplätze und Steuereinnahmen wegfallen werden. Sie ist aber zuversichtlich, dass der Planungsprozess für den deutsch-französischen Wirtschafts- und Innovationspark jetzt zügig vorangeht. Die Region Grand Est und der trinationale Universitätsverbund EUCOR-The European Campus sowie das Fraunhofer Institut ISE hätten bereits eine Reihe konkreter Projektideen entwickelt, vom Batterierecycling bis zur grünen Wasserstofftechnologie. Schäfer sagte: „Wir setzen uns mit aller Kraft dafür ein, dass diese Ideen nun konkretisiert werden.“ Dazu soll auch die Reaktivierung der Bahnstrecke Colmar-Freiburg beitragen, für die derzeit eine grenzüberschreitende Machbarkeitsstudie auf den Weg gebracht wird.

Die Gefahr ist noch nicht vollständig gebannt

Schäfer wies darauf hin, dass sich mit der Stilllegung des Kernkraftwerks das Risiko eines atomaren Unfalls deutlich minimiert habe. Vollständig gebannt sei die Gefahr aber nicht. Denn die radioaktiven Brennstäbe müssten noch etwa drei Jahre im Abklingbecken in Fessenheim abkühlen, bevor sie in die Wiederaufbereitungsanlage nach La Hague transportiert werden können. Die deutsche Seite werde wachsam bleiben und bei der französischen Aufsichtsbehörde weiter darauf drängen, dass beim Rückbau der Anlage die internationalen Sicherheitsstandards eingehalten werden.

(dpa/rg)