Fahrrad, Radfahrer, Fahrradspur, Verkehr, Verkehrswende, Mobilitätswende, Radweg, © Uli Deck - dpa (Symbolbild)

Ausbau der Radnetze im Land stockt trotz gestiegener Nachfrage noch immer

Gerade die Corona-Krise hat in vielen Städten dazu geführt, dass Radprojekte erst einmal hinten anstehen

Deutlich mehr Menschen sollen in den kommenden Jahren in Baden-Württemberg regelmäßig mit dem Rad unterwegs sein. In der Frage, was es dafür an Radwegen und anderer Infrastruktur braucht, sind sich die Akteure im Land zwar einig. Dennoch ging es in diesem Jahr mit der Umsetzung unterm Strich noch nicht so richtig voran. Vor allem die Städte und Gemeinden müssten beim Ausbau noch schneller werden, mahnt am Donnerstag (23.12.2021) der Allgemeinde Deutsche Fahrradclub ADFC an.

Aus dessen Sicht sei es wichtig, Lücken im Radwegenetz schnell zu schließen und eine nachhaltige finanzielle Förderung sicherzustellen. Das Ziel der grün-schwarzen Landesregierung, dass bis zum Jahr 2030 jeder fünfte Verkehrsteilnehmer im Südwesten auf das Fahrrad umsteigen soll, hält die Landesvorsitzende des Clubs Gudrun Zühlke für weiterhin realistisch.

Doppelt so hohe Fördermittel für Radwege-Ausbau abgerufen

Aus Zahlen des Verkehrsministeriums geht hervor, dass das Interesse am Ausbau der Radinfrastruktur bei den Kommunen eigentlich hoch ist. Die Höhe der beantragten Fördermittel für solche Projekte habe sich in den vergangenen drei Jahren verdoppelt und lag für die anstehenden Jahre 2021 und 2025 bei rund einer halben Milliarde Euro.

Trotzdem stehe Baden-Württemberg gemessen an seinen eigenen Zielen erst am Anfang, räumt ein Sprecher der Behörde selbstkritisch ein. Auch er ist der Überzeugung, dass der Ausbau der Radnetze zwar inzwischen bei vielen Rathäusern ins Bewusstsein gerückt ist, aber es nach wie vor an der Umsetzung mangele.

Als positive Beispiele hebt der Städtetag im Südwesten nicht etwa die selbsternannte Fahrradstadt Freiburg hervor, sondern Heidelberg, Karlsruhe und Konstanz, die in den letzten Jahren alle stark in ihre Angebote für Radfahrer investiert hätten. Die Mittel zum Ausbau seien grundsätzlich da.

Doch die Corona-Krise habe den Bau von Radwegen teuer gemacht und zusätzlich den Haushalt vieler Kommunen unter Druck gesetzt. Eine Lösung könnte deshalb aus Sicht des Städtetags sein, den vorgeschriebenen Eigenanteil von ihnen bei der Förderung des Landes herabzusetzen. Bisher müssen die Rathäuser rund die Hälfte der Kosten selbst tragen.

Das Fahrrad allein kann für viele Menschen nicht die einzige Lösung sein

ADFC-Landeschefin Zühlke glaubt außerdem, dass die Verkehrsplaner in Zukunft größer denken müssten. Die vorhandenen Radwege seien aus ihrer Sicht heute oft zu klein und würden etwa großen Lastenrädern oder der schieren Anzahl an Radfahrern auf kleinen Verkehrsinseln nicht mehr gerecht werden.

Nachholbedarf sieht der Städtetag gleichzeitig bei sicheren Abstellmöglichkeiten, beispielsweise an Bahnhöfen. Gerade für viele Berufspendler komme das Rad nur für einen Teil der zurückgelegten Strecke zum Einsatz, deshalb müssten die Verantwortlichen auch stärker an die Anschlüsse zu anderen Verkehrsmitteln denken, heißt es.

dpa / (fw)