Borkenkäfer, Schädling, Cent, Münze, © Uli Deck - dpa

Auch in diesem Sommer wütet der Borkenkäfer im Schwarzwald

Das Naturschutzzentrum Südschwarzwald sieht in den Schäden jedoch eine Chance

Wer derzeit vom Titisee oder vom Schluchsee herkommend die Bundesstraße 317 zum Feldberg hinauffährt, erblickt im steil eingeschnittenen Feldseekessel einen sich wandelnden Wald: Der lange, trockene Sommer hat dafür gesorgt, dass sich der Borkenkäfer – und der heißt hier meist „Buchdrucker“ und befällt vor allem Fichten – sogar in den höchsten Lagen sehr wohl fühlt. Über Jahre hat die Zahl der abgestorbenen Fichten hier deutlich zugenommen. Doch was lange Zeit als große Bedrohung für die Wälder galt, birgt nach neuesten Erkenntnissen des Naturschutzzentrums Südschawarzwald (NAZ) auch Chancen für bedrohte Arten.

So seien die Schäden durch den Borkenkäfer beispielsweise im Bannwald Feldseewald unterhalb des Seebucks  - nahe dem Bismarckdenkmal - zwar noch deutlich zu sehen. Dennoch wüchsen hier, neben allen absterbenden Bäumen, zahlreiche Jungfichten, junge Buchen oder Ahorne. Die eigendynamische Entwicklung des Waldes reguliere hier vieles von selbst, schreibt Stefan Büchner, Leiter des NAZ. Die Zukunft dieses Waldes sei gesichert.

Der Urwald von morgen

Im etwa 100 Hektar großen Bannwald darf der Mensch nicht eingreifen - auch kein Förster. Hier solle der "Urwald von morgen" entstehen. Anders sieht die Situation im etwa 300 Hektar großen Schonwald, der den Bannwald umgibt und als Puffer zwischen Bannwald und Wirtschaftswald fungiert. Hier müsse der Borkenkäfer wiederum bekämpft werden, erklärt Büchner, damit er nicht auf die angrenzenden Wälder übergreift. In dichten, einschichtigen Wäldern schaffe der Käfer darüber hinaus Lücken, die durchaus gewollt seien. Hier entstünden Lebensräume für verschiedene Tiere von der Kreuzotter über die Ringdrossel und verschiedene Schmetterlinge bis hin zum stark bedrohren Auerhuhn.

"In den an Bann- und Schonwald angrenzenden Wäldern, die üblicherweise regulär wirtschaftlich genutzt werden, ist derzeit die aufwändige Arbeit der Förster zu beobachten, denn hier ist es kaum noch möglich, alle von Borkenkäfern befallenen Bäume rechtzeitig zu entnehmen, bevor die fertigen Käfer schlüpfen und weitere Fichten befallen können", erklärt NAZ-Chef Büchner. Klar sei jedenfalls: "Das Klima ändert sich – und damit auch unsere Wälder. Wir alle müssen gegen den Klimawandel kämpfen, soll sich das Gesicht des Schwarzwaldes nicht grundlegend ändern. Parallel zu den Maßnahmen zur Minderung der durch den Menschen verursachten Erwärmung muss auch der Wald umgebaut werden. Einheimische Laubhölzer und die Weißtanne sind aus der Sicht des Naturschutzes die hierfür geeigneten Baumarten, auch bei steigenden Temperaturen."

Vorsicht vor herabfallendem Holz - mehrere Wanderwege für Forstarbeiten gesperrt

Dennoch müssten im Wald die Sicherheit für Besucher gewährleistet und berechtigte Ansprüche der Waldbesitzer geschützt werden. Deshalb würden der Wichtelpfad und der Ernst-Maurer-Weg in den kommenden Tagen immer wieder gesperrt werden. Sperrhinweise sollten aus Sicherheitsgründen unbedingt beachtet werden. Es drohten Äste herabzufallen.

Termine für geführte Wanderungen am Feldberg sind dem gedruckten Veranstaltungsprogramm des Hauses der Natur oder der Website www.naz-feldberg.de zu entnehmen. Um Anmeldung unter Telefon 07676/9336-30 wird gebeten. Die Führung ist kostenlos. Parkplätze sind im Parkhaus Feldberg zu finden.

(br)