Winfried Kretschmann, Sick, Waldkirch, © baden.fm

Auch der Ministerpräsident gratuliert zum 70. Sick-Jubiläum

Angefangen hatte alles vor genau 70 Jahren in einer Baracke am Rande von München:

Damals hatte der Firmengründer und selbst ernannte "Tüftler aus Leidenschaft" Erwin Sick die offizielle Erlaubnis der amerikanischen Besatzungskräfte erhalten, zusammen mit seiner Frau Gisela ein Ingenieursbüro samt kleiner Werkstatt ins Leben rufen zu dürfen. Die Wahl des Standorts war damals nach einiger Überlegung auf Südbaden gefallen: Nach einem kurzen Zwischenspiel in Oberkirch ist die Elztal-Stadt Waldkirch seitdem Hauptsitz des heutigen Branchenriesen Sick.

Ministerpräsident Winfried Kretschmann zur Innovationskultur: "Wer ein Mal scheitert, ist kein Loser!"

Zuletzt hatte der mittelständische Sensorenhersteller mehr als 7400 Mitarbeiter im In- und Ausland beschäftigt und einen Umsatz von knapp 1,3 Milliarden Euro erwirtschaftet. Um nun das 70-jährige Firmenbestehen zu feiern, hat das Unternehmen am Montagabend zu einem Festakt geladen. Unter anderem der Gästeliste: Verdiente Mitarbeiter und Mitglieder von Aufsichts- und Betriebsrat, sowie Vertreter aus Forschung, Wirtschaft und Politik. Darunter gratulierten neben Waldkirchs Oberbürgermeister Roman Götzmann auch der Landrat des Landkreises Emmendinden, Hanno Hurth.

Winfried Kretschmann, Sick, Waldkirch, © baden.fm

Als besonderen Ehrengast hatte Sick allerdings den baden-württembergischen Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann eingeladen. Dieser traf kurz vor dem Auftakt der Abendveranstaltung - nicht ganz stilecht für einen Grünen-Politiker - mit dem Helikopter aus Stuttgart ein. Kretschmann verwies auf seinen vollen Terminkalender und nahm den Umstand mit Humor:

Das verhagelt zwar meine Ökobilanz, aber ich besuche ja ein Unternehmen, das das mit seiner Leistung locker wieder einsparen kann.

In dem Unternehmen sieht Kretschmann einen der wichtigsten wirtschaftlichen Akteure im südlichen Baden-Württemberg - vor allem wegen seiner Suche nach Innovationen. Nach seiner Auffassung sind solche technischen Fortschritte notwendig, um die Klimaschutzziele erreichen zu können. Der Ministerpräsident möchte sich dafür einsetzen, dass Firmengründer es in Zukunft leichter haben, um mit innovativen Ideen auf den Markt zu drängen. Er sieht einen großen Bedarf nach weiterer Förderung von Startup-Unternehmen. Bisher unterstützt die Landesregierung hier vor allen Dingen mit speziellen Programmen und Beratungsangeboten.

Vorbild für Baden-Württemberg: Das Silicon Valley

Kretschmanns Vorbild wären hier allerdings die USA, verrät er im baden.fm-Interview: Sein Besuch im Silicon Valley habe gezeigt, dass es in Baden-Württemberg dringend ein Umdenken in der Wirtschaft erfordert, damit die Firmen aus dem Südwesten in einem zweiten Anlauf auf international wieder Spitzenpositionen in der Konkurrenz mit China und den USA einnehmen können. Wir müssen weg von einer Fehlervermeidungskultur - so die Forderung.

Risiko eines forschenden Unternehmens sollte es nicht sein, sein Geld mit einem Fehlschlag in den Sand zu setzen - sondern viel mehr eine Innovation zu versäumen.

Die Wirtschaft ruft er daher auf vielversprechenden High-Tech-Projekten wieder größere Wagniskapitale zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig möchte er den Technologietransfer von der Wissenschaft zur Wirtschaft verbessern, sodass neueste Erkenntnisse der Unis und privaten Forschungseinrichtungen schneller den Vorreiterfirmen zu Gute kommen können. Wenn das gelingt, sieht Kretschmann die baden-württembergische Wirtschaft gerade vor dem Hintergrund des digitalen Wandels und der Industrie 4.0 auch international bestmöglich aufgestellt. Mit dem Beispiel Sick werde in seinen Augen deutlich, dass das Bundesland nicht nur in einem Zentrum wie Stuttgart, sondern in jedem Schwarzwaldtal Weltmarktführer und "hidden Champions" bietet.