Amtsgericht, Freiburg, © Patrick Seeger - dpa

Anzeige gegen Jugendamt und Richter im Fall des missbrauchten Jungen aus Staufen

Es geht um den Verdacht der Rechtsbeugung und einer möglichen Verletzung der Fürsorgepflicht

Im Fall jahrelang missbrauchten Jungen aus Staufen hat der Deutsche Kinderverein in Essen jetzt Strafanzeige gegen die zuständigen südbadischen Richter und das Jugendamt erstattet. Mit diesem Schritt will der Verein öffentlich klären lassen, warum mehrere Gerichte den Neunjährigen (trotz Warnungen von Polizei und Jugendamt) zurück aus der staatlichen Obhut zu seiner Familie geschickt haben, heißt es in einer Mitteilung. Außerdem bleibt die Frage offen, warum keine Rechtsmediziner den Jungen damals untersucht haben. Die Behörden hatte bereits eine interne Aufarbeitung des Falles angekündigt.

Warum musste der Junge zurück zu seiner Familie?

Über einen Zeitraum von drei Jahren sollen die Mutter des Jungen und ihr Partner das Kind missbraucht und im Internet Pädophilen zum Sex angeboten haben. Das wurde erst nach der großangelegten Festnahme im September 2017 bekannt. Der Lebensgefährte hat bereits davor wegen sexuellen Missbrauchs einer 15-Jährigen und wegen der Verbreitung von Kinderpornografie eine Freiheitsstrafe verbüßt und durfte sich in Bewährung anschließend Kindern nicht mehr nähern.

Verein fordert konkretes politisches Handeln

Gegen diese Auflage soll er aber verstoßen haben, indem er mit der Mutter des Jungen zusammenzog. Deshalb drohten ihm weitere vier Jahre Haft. Dazu ist es allerdings nie gekommen, weil der Angeklagte Berufung dagegen eingelegt hat und das Urteil damit noch nicht rechtskräftig war. Das Jugendamt hatte das Kind daraufhin aus der Familie herausgenommen, musste es nach den Urteilen von Familien- und Oberlandesgericht aber wieder zur Mutter zurückschicken.

Beim Deutschen Kinderverein handelt es sich um ein Bündnis aus Essen, das sich für Veränderungen beim Kindesschutz einsetzt, um Misshandlungen zu verhindern. Dabei geht es den Unterstützern beispielsweise um einen besseren Austausch von Jugendamt, Polizei und Justiz. Aber auch Kinderärzte und Rechtsmediziner sollten nach ihrer Forderung stärker vernetzt werden.

(fw)

 

Der Fall im Überblick: