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Ärzte raten vor Grippewelle zur Schutzimpfung

Mit dem Herbst startet auch wieder die Grippezeit

Während draußen die Temperaturen sinken, werden auch in Südbaden gerade wieder die ersten Heizkörper in den Wohnungen und am Arbeitsplatz aufgedreht. Doch nicht nur die trockene Luft ist im Zweifelsfall eine Herausforderung fürs Immunsystem - gerade Kinder, ältere und geschwächte Menschen sind jetzt wieder anfälliger für Erkältungskrankheiten oder eben auch die richtige Grippe.

Erster Impfstoff-Mix jetzt offiziell freigegeben

Nachdem sich im letzten Winter so viele Menschen mit den Erregern infiziert hatten, dass teilweise ganze Schichten in den unterschiedlichsten Branchen krankheitsbedingt auszufallen drohten, will man in diesem Jahr gewappnet sein: Die ersten 21 Millionen Grippe-Impfdosen wurden jetzt vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut freigegeben. Ob der Impfstoff aber immer hält, was er verspricht, darüber streiten sich die Experten.

Dreifach- oder Vierfach-Impfung?

Weil pro Grippewelle immer mehrere verschiedene Viren umhergehen, handelt es sich um Kombi-Präparate, in diesem Jahr ein Dreifach-Impfstoff. Der beinhaltet Antigene der im Moment weltweit  zwei verbreitetsten Varianten des Erregers. Im Regelfall reicht das schon aus, um zu verhindern, dass sich eine Grippewelle in Deutschland ausbreiten kann. Doch nach den Erfahrungen im letzten Jahr reicht das manchen Medizinern inzwischen nicht mehr aus. Sie raten zu einer bislang eher selten benutzten Vierfach-Impfung.

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Diese enthält - vereinfacht gesagt - mehr Antikörper vom zweithäufigsten Virus-Typ. Wer deshalb jetzt allerdings den nächsten Termin beim Hausarzt vorziehen möchte, könnte enttäuscht werden: In dieser Saison ist der Vierer-Impfstoff nicht mehr verfügbar. Das hängt gleichzeitig auch mit den Preisen zusammen: Das gängige Dreifachpräparat kostet gerade mal ein Drittel der Vierer-Kombination. Nicht jede Krankenkasse übernimmt daher die Kosten.

Virus-Typen können sich noch einmal verändern

Grundsätzlich gibt die Weltgesundheitsorganisation WHO jedes Jahr weltweite Empfehlungen heraus, gegen welche Erreger man sich in der kommenden Saison impfen sollte. Danach richtet sich die genaue Zusammensetzung der Grippeimpfung - allerdings relativ zeitig vor Beginn der ersten Grippewelle. In einzelnen Jahren kann es da passieren, dass sich das Virus noch einmal genetisch verändert, bevor es in Deutschland ankommt. Im schlimmsten Fall kann es dann sein, dass die Impfung nicht vollständig vor Ansteckung und Infektion schützt, glauben manche Ärzte.

Experten: "Kein Grund zur Sorge"

Infektiologen an der Berliner Charité halten diese Befürchtungen hingegen für unbegründet. Im Regelfall treffen die Vorhersagen der WHO sehr genau zu, sodass die Grippeimpfung tatsächlich ausreichenden Schutz bietet. Und wichtig sei es auf alle Fälle, überhaupt geimpft zu sein. In der vergangenen Saison mussten mehr als 6,2 Millionen Menschen wegen Grippe zum Arzt, über 31.000 hat es dabei sogar so schwer erwischt, dass sie ins Krankenhaus mussten. Viele Kliniken waren überlastet, in Unternehmen fielen die Beschäftigten reihenweise aus.

Das liegt auch daran, dass immer mehr Deutsche die Grippe-Schutzimpfung vernachlässigen. Nur noch jeder siebte Bundesbürger hat sich im letzten Jahr entsprechend pieksen lassen, 2009 war es noch jeder Fünfte. Immer mehr Menschen glauben, dass eine Grippe nicht gefährlich sei. Allerdings verwechseln die meisten dabei grippeähnliche Infekte mit der echten Influenza, die im Extremfall sogar tödlich enden kann, warnt Harald Ruh von der  Kaufmännischen Krankenkasse KKH in Freiburg. Die echte Grippe geht mit plötzlichen Fieber von bis zu 41 Grad Celsius, starken Kopf- und Gliederschmerzen, sowie körperliche Schwäche einher und kann auch den Kreislauf extrem belasten. Auch Ruh sieht in der Schutzimpfung daher die beste Lösung:

„Die rechtzeitige Schutzimpfung, die allgemein gut vertragen wird, ist die wirksamste vorbeugende Maßnahme gegen Grippe. Der Herbst ist dafür die optimale Zeit. Dann kann sich das Immunsystem bis zum Start der Grippewelle gezielt auf die Abwehr von Erregern vorbereiten.“

Während Erwachsene in der Regel vor der Impfung keine Angst haben, gibt es für kleine Kinder jetzt sogar eine sanftere Variante: Die Pharamaindustrie hat einen Impfstoff speziell für Kinder zwischen zwei und sechs Jahren in Nasenspray-Form entwickelt. Auch für diesen übernehmen die gesetzlichen Krankenkassen in der Regel die Kosten.

Ansonsten raten die Experten zu sechs Tipps im Alltag, um das Risiko einer Ansteckung mit der Grippe zu verkleinern:

  • Die Hände sollten mehrmals täglich gründlich mit Wasser und Seife gewaschen werden, um Krankheitserreger herunterzuwaschen

  • Gerade in der Grippezeit sollte auf eine ausgewogene, vitaminreiche Ernährung und viel Flüssigkeitszufuhr in Form von Wasser, Tee oder Saftschorlen geachtet werden

  • Kleine Spaziergänge drei bis vier Mal pro Woche an der frischen Luft halten die Abwehrkräfte ebenso in Trab, wie Wechselduschen oder Saunagänge

  • Räume sollten nicht überheizt werden und in regelmäßigen Abständen auch frisch gelüftet werden

  • Bei ausreichendem Schlaf und Entspannung ist der Körper weniger anfällig für Krankheitserreger

  • Falls es einen doch erwischt hat, lieber zuhause bleiben und sich auskurieren, als sich krank zur Arbeit zu schleppen und die Kollegen anzustecken