Biontech, Pfizer, Impfstoff, Comirnaty, Coronaschutzimpfung, Impfzentrum, Corona, © Bodo Schackow - dpa-Zentralbild / Pool / dpa

Ärzte im Südwesten stellen sich klar gegen Rationierung von Biontech-Impfstoff

Die Landesärztekammer kritisiert eine entsprechende Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Spahn scharf

Die Landesärztekammer in Baden-Württemberg hält rein gar nichts von den Plänen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) die Auslieferung des Biontech-Pfizer-Impfstoffs in der Corona-Pandemie zu rationieren. Die Vertreter der rund 70.000 Mediziner im Südwesten haben seine Entscheidung am Sonntag (21.11.2021) als "planlos und unüberlegt" kritisiert.

Wenn jetzt verfügbare Impfstoffe gegen das Coronavirus von der Politik gezielt zurückgehalten werden sollen, sorge das für maximale Verunsicherung in der Ärzteschaft und bei den impfwilligen Bürgern, betont Landesärztekammer-Präsident Dr. Wolfgang Miller:

Die Krankenhäuser im ganzen Land liegen in der Bekämpfung der Pandemie seit Monaten über der Belastungsgrenze. Und auch die Teams in den Praxen arbeiten bis zum Umfallen. Zu den Infektwellen und den Corona-Abstrichen kommen noch die Impfungen. Für die nächsten Wochen wurden bereits zahllose Impftermine vereinbart und dazu passend Impfstoffe geplant. Noch vor Kurzem war zugesagt worden, dass alle Impfstoffe uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Jetzt wird diese Planung von der Politik über den Haufen geworfen.

Der Bundesgesundheitsminister würde damit massiv erhöhten Beratungsbedarf in den Praxen erzeugen und Patienten verunsichern, so Miller weiter. Er glaubt, dass so auch Zeit verloren geht, die eigentlich für das Impfen eingeplant war. Damit stärkt die Landesärztekammer bei dem Thema auch Landesgesundheitsminister Manne Lucha (GRÜNE) den Rücken. Dieser hatte die eingeschränkten Biontech-Lieferungen bereits zuvor als "fatales Signal" bezeichnet.

Spahn verspricht sich von dem Schritt hingegen, dass so in Deutschland mehr der bereits vorhandenen und eingelagerten Impfdosen des Herstellers Moderna zum Einsatz kommen werden, die ansonsten bald abzulaufen drohen und im schlimmsten Fall ungenutzt entsorgt werden müssten.

Dringender Aufruf zum Impfen - zum Beispiel bei landesweitem Aktionstag

Dass die vierte Welle der Pandemie auch den Südwesten noch einmal so hart treffen konnte, liegt nach Auffassung der Kammer vor allem daran, dass das Impfen in den letzten Wochen und Monaten nur langsam vorangeschritten sei. Das wiederum habe nichts mit Unfähigkeit der Ärzte zu tun, sondern vor allem mit Fehleinschätzungen der Politik, sowie mit einer nach wie vor großen Impfskepsis in Deutschland, so die scharfe Kritik der Kammer.

Falls die Infektionen im Südwesten weiterhin zunehmen, könne das zu einer ersten gesundheitlichen Gefahr für die gesamte Gesellschaft werden, warnen die Deligierten der Versammlung der Ärztevertreter. Sie rufen daher noch einmal dringend zu einer Impfung gegen Corona auf und betonen, dass ungeimpfte Menschen nicht nur ihre eigene Gesundheit aufs Spiel setzen würden, sondern dass sie auch alle Menschen gefährden, mit denen sie in Kontakt kommen - sei es am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder unterwegs beim öffentlichen Nahverkehr.

Für den kommenden Samstag (27.11.2021) hat Baden-Württemberg eine landesweite Impfaktion unter dem Motto "Wir impfen für Ihr Leben gern" auf die Beine gestellt. Neben den normalen Anlaufstellen für die Coronaschutzimpfung wie den Hausarztpraxen oder den Impfstützpunkten sollen dann auch an vielen öffentlichen Gebäuden und auf öffentlichen Plätzen im Südwesten zusätzliche Impfangebote bereitstehen - und zwar grundsätzlich erst einmal für alle Menschen ab zwölf Jahren.

(fw)