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Ärger um möglichen Verkauf der Freiburger Uni-Transfusionsmedizin

Angeblich DRK an Blutspendezentrum der Unklinik interessiert

Wer nach einem Unfall oder einer Operation in Freiburg spezielle Blutkonserven benötigt, muss im Extremfall länger darauf warten. Das befürchtet zumindest die Gewerkschaft ver.di, die einen angeblich geplanten Verkauf der Transfusionsmedizin am Freiburger Uniklinikum aufgedeckt haben will. Demnach will das Deutsche Rote Kreuz die klinikeigene Blutspendezentrale übernehmen, sagen uns zwei Personalräte des Krankenhauses. Dadurch wären aber nicht nur 120 Arbeitsplätze in Gefahr. Weil das DRK sein Blut zentral in ganz Deutschland verteilt, kann es bei hohem Bedarf im Großraum Freiburg zu Engpässen durch längere Wege und Wartezeiten kommen. Die Beschäftigten glauben, dass der Klinikvorstand bei seinem nächsten Treffen Ende Juli über den Verkauf entscheiden wird. Die Krankenhausleitung streitet das bislang ab und wollte sich bisher nicht zu möglichen Plänen äußern.

 

Beschäftigte befürchten schlechtere Bezahlung und Stellenabbau

 

Doch selbst wenn die betroffenen Ärzte, Krankenschwestern und Medizinisch-Technischen-Assistenten übernommen werden sollten, befürchten sie eine schlechtere Bezahlung. Im Schnitt liegen die Tariflöhne beim Roten Kreuz rund fünf Prozent unter den laufenden des Uniklinikums. Von 36 Universitätskliniken in ganz Deutschland betreiben zwar 28 noch eine eigene Transfusionsmedizin - Freiburg war allerdings die letzte ihrer Art in Baden-Württemberg: Bei allen anderen drei Standorten wurden die Blutspenden bereits ausgelagert. Dort muss das Blut dann im Zweifelsfall teuer eingekauft werden. Genau dieser Punkt hatte schon bei einem internen Gutachten in Freiburg 2008 gegen einen Verkauf des Blutspendezentrums gesprochen. Die Prüfer hatten damals vor allem Bedenken, weil sich das Rote Kreuz in Deutschland quasi in einer Monopolstellung befindet und frei über den Blutpreis bestimmen könnte, wenn es denn wollte.

Kein Geld mehr für Blutspender

 

Das könnten hier im Falle eines Verkaufs auch die rund 12.000 Blutspender im Jahr zu spüren bekommen: Während sie in Freiburg für ihr Blut eine Aufwandsentschädigung zwischen 20 und 40 Euro erhalten, gibt es bei anderen Anbietern oft lediglich Essensgutscheine. Gerade in einer Studentenstadt könnte die Spendebereitschaft damit zurückgehen, so die Befürchtung von ver.di.

 

Ist der mögliche Verkauf Teil eines "Deals"?

 

Besonders ärgert die Beschäftigten, dass der Verkauf eine Art "Deal" zwischen DRK und Uniklinikum sein könnte. Das Krankenhaus hat in Freiburg mehrere so genannte Reinräume extern angemietet, die beispielsweise für die Forschung oder das Anrichten von Medikamenten in möglichst steriler Umgebung wichtig sind. Eigene Reinräume besitzt die Uniklinik bislang nicht. Das Rote Kreuz soll nun vorgeschlagen haben, die Millionenkosten für einen Neubau und möglicherweise auch dessen Betrieb zu übernehmen, heißt es. Auf baden.fm-Anfrage räumt ein Kliniksprecher ein, dass das Universitätsklinikum tatsächlich eine Reinraum-Anlage benötigt, um ihre Spitzenposition innerhalb der Forschung halten zu können. Weil ein solches Labor bis zu sieben Millionen Euro kostet, sei es aus regulären Zuwendungen, die das Klinikum erhält, nur schwer finanzierbar. Daher müssen andere Finanzierungswege gefunden werden, heißt es. Tatsächlich habe es demnach erste Orientierungsgespräche mit einem externen Anbieter gegeben, bei denen auch über eine Kooperation mit der Transfusionsmedizin nachgedacht wurde. Eine konkrete Entscheidung stünde aber derzeit überhaupt nicht an.

 

 

Streik als letztes Mittel, wenn Argumente nicht helfen

 

Die Gewerkschaft ver.di will sich nun mit den Beschäftigten, aber auch der Ärztegewerkschaft Marburger Bund abstimmen. Sie appellieren an die Vernunft der Klinikleitung, halten sich aber auch weitere Maßnahmen offen. Es gehe darum, einen Konsens zu finden, der für beide Seiten vertretbar ist - und nicht direkt um einen neuen Arbeitsausstand. Sie führen sieben Punkte an, die für einen Erhalt der Transfusionsmedizin am Uniklinikum sprechen. Dazu zählt auch, dass die Abteilung bislang wirtschaftlich arbeitet und in der Lage ist, nicht nur den Bedarf der Klinik, sondern auch der Umlandeinrichtungen komplett zu decken. Sollten aber alle Argumente der Gewerkschaft komplett auf taube Ohren stoßen, ist offenbar auch ein Streik nicht auszuschließen.