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870 Lebensmittelbetriebe in Baden-Württemberg müssen schließen

Oregano war mit Olivenblättern gestreckt, Fischfilet mit Desinfektionsmittel kontaminiert

Lebensmittelkontrolleure haben keinen einfachen Job: Eingebrannte Essensreste in Pfannen, verschimmelte Chilisauce und angetaute Dönerspieße gehören zum täglich Brot der Kontrollen. Am Montag (03.08.2020) wurde der Jahresbericht der Lebensmittelüberwachung vorgestellt. Im Jahr 2019 mussten 871 Betriebe schließen, darunter Restaurants, Bäckereien und Imbissbuden.

„Ich finde es bemerkenswert, dass es immer noch Gastronomen gibt, die mit Schimmel überzogene Lebensmittel in ihren Lagern liegen haben», sagte der baden-württembergische Verbraucherminister Peter Hauk (CDU) bei der Vorlage des Berichts. Sorgen macht sich Hauk allerdings nicht: „Es wird risikoorientiert kontrolliert. Da ist es klar, dass man mehr findet als bei Stichprobenkontrollen.“

Insgesamt wurden 80.146 Betriebe kontrolliert, dabei viele von ihnen gleich mehrmals. Die Kontrolleure nahmen dabei etwa 48.000 Proben an Lebensmitteln, Kosmetika und Tabak unter die Lupe. Rund 22.600 Verstöße wurden gezählt, davon waren aber nur 0,3 Prozent gesundheitsschädlich.

Gewürze gehören zu den am häufigsten verfälschten Lebensmitteln

71 Prozent der untersuchten Oregano-Proben wurden beanstandet, weil sie ein leberschädigendes und möglicherweise auch krebserregendes Gift enthielten. Außerdem fanden die Kontrolleure oft gepanschte Gewürze, so wird geriebenem Oregano laut Bericht immer wieder billigeres Fremdpflanzenmaterial beigemischt - im Extremfall bis zu 65 Prozent Olivenblätter. Auch Kurkuma fiel bei vielen Proben durch. In 19 von 20 Proben Paprikapulver haben Kontrolleure Pestizidrückstände gefunden, die über dem gesetzlich festgelegten Höchstgehalt liegen. In allen Proben war sogar mehr als ein Pestizid enthalten. Doch Glück im Unglück: Alle Proben waren gesundheitlich unbedenklich.

Hygieneprobleme wurden am Chemische und Veterinäruntersuchungsamt Freiburg untersucht. Dort fielen unter verschiedenen Fischprodukten Pangasiusfilets auf, weil sie Rückstände von Chlorat und quartären Ammoniumverbindungen (QAV) aufwiesen. Diese Substanzen gelangen bei der Verarbeitung in die Produkte, wenn zum Beispiel Arbeitsgeräte und -flächen gereinigt und die Desinfektionsmittel nicht ausreichend weggespült werden. Die Waren wurden aus dem Verkehr genommen.

Ein wichtiges Ziel der Lebensmittelüberwachung ist es Verbraucher vor Täuschung durch Verfälschung und Fehldeklaration zu schützen und Lebensmittelbetrug aufzudecken.

(dk)