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Menschen und ihre Geschichte: Pedrew aus Nigeria

Menschen und ihre Geschichte - Wir von baden.fm möchten den Flüchtlingen hier bei uns in Südbaden nach ihren teils monatelangen Flucht vor Krieg, Verfolgung und extremer Armut ein Gesicht geben - und ihnen auch die Möglichkeit, ihre Erfahrungen mit der Öffentlichkeit zu teilen. In den Unterkünften haben wir deshalb mit vielen der Menschen gesprochen, über die Bedingungen in ihren jeweiligen Heimatländern, über ihre persönlichen Gründe, weshalb sie von dort geflohen sind, über ihre Erlebnisse während der Flucht  - aber auch über die Aufnahme hier in Deutschland und ihre Pläne, Ziele und Träume.

Als wir Pedrew auf der Straße treffen, ist er gerade am Telefonieren. Er fragt nach seinen Freunden zurück in Nigeria, wie es ihnen geht, erzählt ihnen, dass seine lange Reise jetzt wahrscheinlich zu Ende ist. Und wie glücklich er ist, überlebt zu haben. Sein völlig ramponiertes Smartphone ist das einzige, was er noch übrig hat von seinen eigenen Sachen. Wie er uns später eingesteht, hatte er bei seiner Ankunft mit dem Flüchtlingsboot in Italien nicht einmal mehr Schuhe am Leib getragen.

Menschen und ihre Geschichte: Pedrew aus Nigeria

Die Vergangenheit in der Heimat zurücklassen

Mein Name ist Pedrew, ich komme aus Nigeria. Das Leben dort… das ist eine ganz schön lange Geschichte! Wir versuchen, die Vergangenheit ein Stück weit hinter uns zu lassen. Naja, aber das ist für uns alle ziemlich schwierig. Das Leben dort ist extrem hart, wirklich extrem hart. Gerade in Libyen hat es solche Kämpfe gegeben. Aber, doch, ich will, dass alle darüber Bescheid wissen, auf der ganzen Welt.

Ich hab’s irgendwie geschafft, erst aus Nigeria und dann aus Libyen über das Mittelmeer zu entkommen. Nach Italien. Da habe ich zum ersten Mal erlebt, dass Menschen mir auch was Gutes tun wollen. Die Dorfbewohner da haben ihr Menschenmöglichstes getan, um unsere Kranken und Verletzten zu versorgen und alles.

© Italienisches Rotes Kreuz / IFRC

Jeder ist auf sich gestellt

Aber würde keinem Menschen wünschen, dass er so eine Flucht selbst erleben muss. Denn das Ganze ist sehr, sehr hart und wahnsinnig gefährlich, das hab ich jetzt erfahren. Ich hab mitangesehen wie die Milizen auf die Leute losgegangen sind und wie wir uns immer wieder selbst zwingen mussten, weiterzumachen, die ganze Zeit. So viele, die ich verloren habe. Also Leute, die ich auf dem Mittelmeer verloren habe. Viele Freunde von mir sind da gestorben. Aber Gott sei Dank nicht alle. Trotzdem: Es ist eine Reise, die jeder für sich alleine antritt. Am Ende versucht man immer erst sein eigenes Leben zu retten. Naja, ich habe die Flucht ja irgendwie geschafft. In Italien bin ich von meinen letzten Freunden getrennt worden. Aber ihnen ging‘s gut, sie waren nicht verwundet, keiner ist mehr gestorben.

Deutschland ist wie ein Traum

Ich liebe es, hier in Deutschland gelandet zu sein. Denn ich war noch sehr klein, vielleicht um die drei Jahre, als ich mir zum ersten Mal vorgestellt habe, wie es wohl wäre, in so ein Land wie Deutschland zu reisen. Und deshalb ist es für mich wie ein Traum, jetzt wirklich hier in Deutschland zu sein.

Ähm, meine Pläne jetzt? Ich würde mir wünschen, dass ich hier das finde, wonach ich schon lange gesucht hab: Wenn ich hier vielleicht Asyl erhalte, dann könnte ich endlich frei sein. In Nigeria habe ich eine Ausbildung zum KFZ-Mechaniker gemacht, vielleicht kann ich hier ja sogar mal einen Job finden. Dann geht’s mir richtig gut mit meinem Leben hier.

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