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Ein Prost auf das Bier – 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot

Egal ob Pils, Lager, Weizen oder Kölsch

Deutschland gilt als Land des Bieres und das nicht ganz zu Unrecht. Über 1300 aktive Brauereien gibt es derzeit über das gesamte Bundesgebiet verteilt. Und sie alle feiern heute wohl mit, beim 500. Jubiläum eines Gedankens, der sie alle verbindet: Dem deutschen Reinheitsgebot. Zum runden Geburtstag hat auch die Bundeskanzlerin gratuliert - und zwar auf einem Festakt in Ingolstadt - dem Geburtsort des Reinheitsgebots. Deutsche Autos sind trotz Abgas-Skandal beliebt und die Aufschrift "Made in Germany" gilt als internationaler Garant von Qualität bei Industrie und Handwerk. Doch kein anderes Exportgut aus Deutschland kann auf solch eine Erfolgsgeschichte zurückblicken, wie das Bier.

Angela Merkel, Bier, Deutsches Reinheitsgebot, © Michaela Riehle - dpa

Den Begriff Reinheitsgebot gibt es streng genommen erst seit dem 20. Jahrhundert. Er geht allerdings zurück auf eine Jahrhunderte alte Auffassung deutscher Braumeister, dass Bier ausschließlich aus Wasser, Hopfen, Hefe und Malz bestehen soll und keine weiteren Zutaten den Geschmack beeinflussen dürfen. In Bayern gibt es in historischen Texten Belege dafür, dass bereits um 1516 daraus "gesetzliche" Vorschriften gemacht wurden. In dieser Verordnung von Herzog Wilhelm IV. von Bayern heißt es:

Ganz besonders wollen wir, dass forthin allenthalben in unseren Städten, Märkten und auf dem Lande zu keinem Bier mehr Stücke als allein Gerste, Hopfen und Wasser verwendet und gebraucht werden sollen.

Der hier fehlende Inhaltsstoff Hefe war im Mittelalter noch nicht bekannt gewesen. Dass aus den Zutaten am Ende ein Bier wurde, ist den Hefepilzen in der natürlichen Umgebung beim Brauen zu verdanken - wurde damals aber ausschließlich dem Können des Braumeisters zugeschrieben.

Festzelt, Wiesn, Oktoberfest, Bier, © Andreas Gebert - dpa

Julica und Thomas vom Neuen Morgen bei baden.fm habensich zum runden Jubiläum des deutschen Reinheitsgebots mit einer Expertin unterhalten, die sich ganz klar damit auskennt. Gefeiert wird nämlich auch bei der Brauerei Fürstenberg in Donaueschingen. Dort ist Reginer Gerschermann die Marketingleiterin. Was man so alles beachten sollte, wenn man sich an die Kunst des Bierbrauens wagen möchte, verrät sie im Interview:

Das sagt die Brauerei Fürstenberg zum deutschen Reinheitsgebot

Außerdem haben wir mal tief in der Geschichte des deutschen Lieblingsgetränke gegraben und dabei 10 skurrile Fakten zum Angeben am nächsten Kneipentisch entdeckt:

  • In Freiburg kostet der Liter Bier mit 1,46€ im Schnitt so viel, wie in keiner anderen deutschen Region - am billigsten ist es laut deutschem Bieratlas in Brandenburg, dort trinken die Menschen pro Kopf auch doppelt so viel.
  • Ein hochwertiges Bier erkennt man daran, dass die Schaumkrone auch bei leichter Schieflage am (sauberen) Glasrand haften bleibt.
  • Es sollte außerdem nicht länger als drei Minuten zum Zapfen brauchen, so schmeckt es am erfrischendsten.
  • Nüchterne Ameisen tragen ihre betrunkenen Artgenossen zurück ins Nest. Das hat ein Forscher im 18. Jahrhundert herausgefunden, der Ameisen Bier zu trinken gegeben hatte.
  • Das stärkste Bier der Welt stammt aus Schottland - es hat einen Alkoholgehalt von rund 65 Prozent und damit mehr als mancher Schnaps.
  • In Polen und Tschechien gibt es Bier auf Rezept: Ärzte schätzen dort die harntreibende Wirkung des Gerstensaftes und verschreiben bei leichten Nierenproblemen Bier.
  • Die Amerika-Pilgerväter auf dem britischen Flaggschiff "Mayflower" sind nur deshalb nicht weiter nach Virginia gesegelt, weil ihnen das Bier ausgegangen war.
  • In Bier können am Ende auch mit Reinheitsgebot über 4000 verschiedene Duftstoffe vorhanden sein, beim Wein sind es im Schnitt gerade einmal 1200
  • Eine Umfrage hat ergeben, dass immerhin 12 Prozent aller deutschen Männer ein gepflegtes Bier mit Freunden wichtiger als guten Sex finden.
  • Im alten Ägypten und in Peru war das Bierbrauen reine Frauensache. Beim Bau der Pyramiden sollen die Arbeiter bis zu vier Liter am Tag getrunken haben, weil das aufgekochte Bier sauberer war als das meiste Flusswasser - dafür war aber auch weniger Alkohol im Bier.