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Sturm entwurzelt Bäume und sorgt für Chaos auf den Straßen

Update am Mittwoch, den 01. April 2015:

Während des Sturmtiefs „Niklas“ sind in Deutschland, Österreich und der Schweiz mindestens neun Menschen ums Leben gekommen. Zwar ist der Sturm inzwischen abgeflaut - Bahnreisende müssen sich aber weiter auf Behinderungen einstellen. Bei der Schwarzwaldbahn gibt es aktuell noch Probleme zwischen Hausach und Villingen, ein Busersatzverkehr wurde eingerichtet. Den ganzen Tag gesperrt bleibt die Dreiseenbahn. Auch hier gibt es einen Ersatzverkehr mit Bussen.

 

Lage in Deutschland

Sturmtief «Niklas» ist mit Spitzenböen von rund 150 Kilometern pro Stunde zum Orkan geworden. Es sei einer der stärksten Stürme der vergangenen Jahre, sagte Meteorologe Lars Kirchhübel vom Deutschen Wetterdienst (DWD) am Dienstag. Sein Sturm- und Orkanfeld werde im Lauf des Dienstags weite Teile Deutschlands erfassen. Der DWD gab Unwetterwarnungen für große Teile des Landes heraus. Die Deutsche Bahn stellte den Nahverkehr in Nordrhein-Westfalen um 11 Uhr ein.

Für Hochlagen des Harzes und die Alpen galten Warnungen vor extremem Unwetter. Der Sturm könne Bäume entwurzeln, Gegenstände durch die Luft wirbeln und schwere Schäden an Gebäuden verursachen.

In Sachsen-Anhalt wurde ein Mann von einer umfallenden Mauer erschlagen. Der Hausbesitzer aus Groß Santersleben hatte noch bemerkt, wie die Betonwand umzufallen drohte und wollte sie abstützen. Beim nächsten starken Windstoß fiel die Mauer dann dabei um und tötete den Mann an Ort und Stelle.

 

In Nordrhein-Westfalen fuhren am späten Vormittag keine Nahverkehrszüge mehr. Auch im Fernverkehr gebe es wegen Unwetterschäden Störungen, sagte eine Sprecherin.

Die Stärke von «Niklas» komme nicht an «Wiebke» und «Vivian» heran, die Anfang 1990 verheerende Schäden anrichteten, sagte der DWD-Meteorologe. Und auch Orkan «Christian» am 28. Oktober 2013 sei mit Böen bis zu 172 Kilometern pro Stunde an der Küste stärker gewesen. Dennoch machte «Niklas» schon am Dienstagmorgen vielen Pendlern das Leben schwer: In Nordrhein-Westfalen hatten Tausende Mühe, zur Arbeit zu kommen. Sperrungen im Bahnverkehr und auf Autobahnen stellten sie vor eine Geduldsprobe.

Mit teilweise extremen Orkanböen erreichte das Tief Bayern. Wegen Sturmschäden wurde die ICE-Strecke zwischen München und Augsburg gesperrt. Es stand nach Angaben eines Bahnsprechers zunächst nicht fest, wann der Verkehr wieder freigegeben werden würde. Bei Cloppenburg hat ein umgestürzter Baum einen vorbeifahrenden ICE getroffen. Nur die rechtzeitige Notbremsung des Zugführers hat verhindert, dass die über 220 Fahrgäste verletzt wurden. Gegen 16:30 Uhr mussten THW und Feuerwehr den Münchner Hauptbahnhof evakuieren. Laut Medienberichten hat der Sturm dort eine Glasfront eingedrückt. Dicke Glasbrocken drohten auf die Reisenden herabzustürzen.

Am Frankfurter Flughafen kam es wegen des Sturms zu vereinzelten Verspätungen, wie der Betreiber Fraport mitteilte. Eine von drei Startbahnen konnte am Morgen wegen des starken Windes nicht genutzt werden. In Kerpen bei Köln kippte in der Nacht infolge des Sturms ein Kran in einem Kieswerk. Er blieb an einem Hausdach hängen. Der Kranführer erlitt keine Verletzungen. Der Mann musste aber von der Feuerwehr befreit werden, weil sich die Tür des Krans verkeilt hatte. Auch in den Höhenlagen von Eifel und Hunsrück wütete «Niklas» am Morgen. Zahlreiche Straßen seien wegen umgestürzter Bäume gesperrt, sagte ein Polizeisprecher in Trier. In Bitburg in Rheinland-Pfalz verursachte der Sturm einen vorübergehenden Stromausfall.

 

Lage im Südwesten

Mit Geschwindigkeiten bis zu 150 Kilometern in der Stunde fegt das Sturmtief «Niklas» am Dienstag über den Südwesten. «Die Lage ist gefährlich», sagte ein Sprecher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) am Dienstagmorgen. Bäume können entwurzelt werden oder abknicken. Im Flachland fegen die Orkanböen mit bis zu 110, auf den Schwarzwaldgipfeln mit etwa 150 Kilometern in der Stunde durchs Land. 151 km/h haben die Meteorologen auf dem Gipfel des Feldbergs gemessen - das entspricht der höchsten Windstärke von 12 und macht aus dem Sturm auch im Schwarzwald einen richtigen Orkan. «Autos sollten heute nicht in der Nähe von Bäumen geparkt werden», sagte der Meteorologe. Außerdem solle man bei Fahrten über Brücken vorsichtig sein, seine Gartenmöbel befestigen und lockere Ziegelsteine auf dem Dach entfernen.

 

 

Sowohl die Höllentalbahn als auch die Dreiseenbahn im Schwarzwald ist durch Sturmschäden unterbrochen. Die Bahn versucht für letztere im Laufe des Nachmittags einen Ersatzverkehr mit Bussen einzurichten. Zwischen Titisee und Seebrugg wird das hingegen laut Bahn wahrscheinlich nicht möglich sein. Ohne spezielle Räumfahrzeuge kommen die Züge wegen umgekippten Bäumen und Geröll auf den Schienen nicht mehr voran. Noch steht nicht fest, ob die Strecken noch vor Mittwoch wieder freigegeben werden können. Im Freiburger Industriegebiet-Haid hat eine Windböe einen abgestellten Wohnwagen auf die Fahrbahn geschleudert, in der Nähe des Messegeländes hat ein umstürzender Baum vorbeifahrende Autos nur um Haaresbreite verfehlt. Weniger Glück hatte beispielsweise ein Lastwagenfahrer auf der B500 bei Waldshut-Tiengen, wo zusammen mit Waldkirch bislang die stärksten Schäden gemeldet wurden. Der Sturm hob den kompletten Anhänger des tonnenschweren Fahrzeugs an und drückte ihn zunächst auf die Leitplanke und anschließend auf ein Brückengeländer. LKW und Brücke wurden dabei beschädigt, es entstand ein Sachschaden von mindestens 150.000 Euro. Für den Bergungseinsatz musste die Bundesstraße mehrere Stunden lang gesperrt werden. In der Ortenau wurden zwei Lastwagen umgerissen. Auch an vielen weiteren Orten mussten Straßen wegen Sturmschäden gesperrt werden.

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(Foto: Marius Becker - dpa)

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(Foto: Feuerwehr Neunkirchen)

 

In der Nacht zum Mittwoch wird der Wind dann schwächer, allerdings schneit es oberhalb von 600 bis 800 Metern - vor allem im Schwarzwald und auf der Alb. Eine Schneedecke von zehn bis 15 Zentimetern ist möglich. In Verbindung mit dem Wind kann es außerdem zu Schneeverwehungen kommen. Danach soll der Wind langsam nachlassen, wirkliche Besserung ist wettertechnisch aber erst gegen Ende der Woche in Sicht.