© baden.fm

Freiburg: Trauermarsch für den getöteten kleinen Alessio

Mehr als 60 Menschen haben am Dienstagabend mit einem Trauermarsch durch die Freiburger Innenstadt noch einmal auf das Schicksal des getöteten dreijährigen Alessio aus Lenzkirch aufmerksam gemacht. Unter den Teilnehmern waren auch einige Familienangehörige, darunter Tante und Großmutter des Jungen. Sie möchten mit der Aktion ein Zeichen gegen Gewalt an Kindern setzen.

 

Gleichzeitig kritisieren sie das betreuende Jugendamt scharf. Die Experten hätten dort zwar bereits viel getan - sich aber geweigert, Alessio nach den ersten Misshandlungsanzeichen aus der Familie zu nehmen und so von seinem Stiefvater zu trennen. Außerdem sei die vom Jugendamt eingesetzte Dorfhelferin eine Verwandte des mutmaßlichen Täters gewesen und hatte so keine neutrale Rolle eingenommen, sagten uns die Angehörigen weiter.

 

Angesichts der wiederholten Kritik hatte das Jugendamt in den letzten Wochen immer wieder betont, bei der Familie bereits alle Mittel ausgeschöpft zu haben. Wie es trotzdem zu dem tragischen Tod von Alessio kommen konnte, kann sich hier niemand erklären. Eine Expertengruppe des Kreistages hatte eine umfassende Untersuchung eingeleitet und kam zu dem Ergebnis, dass die Behörde richtig gehandelt hatte. Behandelnde Ärzte und Kinderschützer der Uniklinik Freiburg hatten das Jugendamt in dem Fall zuvor massiv angegriffen.

 

Der Trauermarsch war nun am Dienstag um 19:30 Uhr vom Freiburger Bertoldsbrunnen in der Innenstadt gestartet und von dort wortlos mit Kerzen bis hin zum Landratsamt Breisgau-Hochschwarzwald gezogen. Dort legten die Teilnehmer viele Kerzen und Stofftiere, aber auch Fotos des getöteten Jungen nieder. In die Wege geleitet hatte die Versammlung die Kinderschutzgruppe "Jokers Freiburg".

 

Die Ermittlungsgruppe der Polizei hatte am Montag einen ersten Zwischenbericht der eingeholten Spurenlage veröffentlicht und wertet diese jetzt aus. Nach der Befragung des Umfelds der Familie hat sich der Tatverdacht gegen Alessios Stiefvater für sie erhärtet. Alles sieht demnach danach aus, dass er das Kind tatsächlich zu Tode geprügelt hat. Er hatte bei seiner Vernehmung gesagt, Alessio sei durch einen Unfall eine Treppe herunter gefallen. Gleichzeitig räumte er ein, den Jungen geschlagen zu haben. Ob es tatsächlich zu einem Treppensturz kam, ist noch nicht geklärt.